Dienstag, 7. Juni 2011

Australopithecus-Frauen waren reisefreudiger

Von Silke Krüsmann - Forschung-Wissen - Aktuelles aus Wissenschaft und Forschung -
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Hannover (forschung-wissen - internet-zeitung) - Wie Paläontologen der Universität von Colorado jetzt ermittelt haben, waren es bei unseren Vorfahren, den Australopithecinen, hauptsächlich die Frauen, die ihr gewohntes Umfeld verließen, um sich unter anderen Gruppen einen Partner zu besorgen. Dafür analysierten und verglichen die Wissenschaftler die Strontium-Isotope in gefundenen männlichen und weiblichen fossilen Zähnen. Strontium ist ein Spurenelement, dass mit dem Trinkwasser und der Nahrung aufgenommen wird und sich im Zahnschmelz anlagert. Die Ergebnisse wurden dann mit den ebenfalls untersuchten fossilen Pflanzen und Bodenproben der näheren Umgebung verglichen.

Dabei stellte sich heraus, dass der Anteil der Strontium-Isotope in den männlichen Zähnen mit den Isotopenwerten der Pflanzen und des Bodens häufiger übereinstimmte, als die der weiblichen Zähne. Das beweist, dass die Frauen nach dem Abschluss der Zahnentwicklung in ihrer Jugend den Lebensraum ihrer Kindheit öfter verlassen haben als Männer. Nur bei zehn Prozent der untersuchten männlichen Gebisse wurde ein Unterschied in den Strontium-Werten ermittelt. Bei den Zähnen unserer weiblichen Vorfahren waren es dagegen mehr als fünfzig Prozent.

"Hier haben wir nun den ersten direkten Einblick in die geografischen Bewegungen unserer Vorfahren und es scheint, als wenn die Weibchen vorzugsweise ihre angestammte Gruppe verließen. Wir hätten erwartet, dass mehr Hominiden aus nicht-lokalen Gebieten kommen, denn allgemein gilt die Möglichkeit, über weitere Strecken zu wandern als eine Triebkräfte für die Entwicklung des zweibeinigen Ganges. Dieses kleine Heimatgebiet könnte darauf hindeuten, dass sich die Zweibeinigkeit aus ganz anderen Gründen entwickelte", berichtet Sandi Copeland, die Leiterin des Forschungsteams.

Ein zwingender Widerspruch zu der These, dass sich das Laufen über weite Strecken auf den aufrechten Gang ausgewirkt hat, ist diese neue Erkenntnis jedoch nicht. Auch bei festen Wohngebieten kann es für unsere Vorfahren notwendig gewesen sein, für die Nahrungsbeschaffung weite Strecken zurück zu legen. Ebenfalls nicht sicher ist, ob die Frauen freiwillig ihre Familien verließen.