Die Stimmungslage unserer Mitmenschen zu erkennen, ist unerlässlich für ein gutes Miteinander. Wie Psychologen wissen, bedient sich unser Gehirn dabei aus verschiedenen Sinnesquellen gleichzeitig.
Aus: Gehirn&Geist, 7-8/2011
Um die Gefühlslage unseres Gegenübers einzuschätzen, orientieren wir uns an verschiedenen Informationen – zum Beispiel an Mimik, Gestik oder auch der Stimme. Ein komplexes neuronales Netzwerk fügt diese Reize zu einem Gesamteindruck zusammen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Gehirn&Geist in seiner neuen Ausgabe (Heft 7-8/2011).
Manche Hinweisreize, wie etwa Gerüche, können so das Erkennen emotionaler Gesichtsausdrücke erleichtern. Ein Lächeln, ein trauriger Blick oder ein grimmig verzogener Mund sagen oft mehr als tausend Worte. Hinzu kommen Stimme oder Körperhaltung, die uns erkennen helfen, wie es dem anderen geht. Binnen Millisekunden verknüpft das Gehirn die unterschiedlichen Informationen zu einem Gesamteindruck. Doch wie werden diese Signale zusammengefügt?
Im Jahr 2010 fand die Arbeitsgruppe von Patrik Vuilleumier von der Universität in Genf Hirnareale, die emotionale Reize integrieren. In ihrer Studie variierten die Wissenschaftler sowohl Art als auch den Sinneskanal von emotionalen Informationen – so wurden etwa Freude, Trauer oder Ärger mal per Mimik, Stimme oder Körpersprache transportiert. Die Forscher identifizierten mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) Regionen wie den medialen präfrontalen Kortex im Stirnhirn und den superioren temporalen Sulcus, eine Furche im Schläfenlappen, deren Aktivität je nach dargestellter Emotion variierte. Die Stärke der Erregung war jedoch unabhängig davon, in welcher Sinnesmodalität der jeweilige Gefühlszustand präsentiert wurde.
Die Forschungsgruppe von Ute Habel am Aachener Universitätsklinikum konnte 2010 zeigen, dass dies nicht nur für das Verknüpfen von Mimik und Stimme gilt. In Experimenten im Hinrscanner sollten Probanden, die Emotionen von Personen an deren Mimik ablesen. Auf Bildern waren unter anderem Gesichter zu sehen, die angeekelt blickten, andere schauten fröhlich oder neutral. Diese Fotos betrachteten die Versuchspersonen teils mit, teils ohne einen Hinweisreiz in Form von angenehmen beziehungsweise ekelhaften Gerüche. Im Scanner liegend sollten die Freiwilligen so schnell wie möglich per Knopfdruck angeben, welche Gefühlslage das jeweilige Gesicht widerspiegelt.
Ergebnis: Passten Mimik und Hinweisreiz zusammen – etwa ein angeekeltes Gesicht und ein penetranter Geruch – reagierten die Testpersonen besonders schnell. Die Hirnaktivität war unter Geruchseinfluss vor allem im fusiformen Gesichtsareal gedrosselten, was für eine erleichterte Erkennung spricht. Dasselbe galt für Regionen im Frontallappen sowie für Areale, die für Ekel verarbeitende Areale wie die Inselregion.