Mittwoch, 22. Juni 2011

IHK Regensburg schmiedet bayerisch-böhmische Weiterbildungsehe













Grenzüberschreitender Know-how-Transfer in Aus- und Weiterbildung: Ostbayern und Westböhmen wollen die Herausforderungen am Arbeitsmarkt gemeinsam angehen.


Regensburg/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Als erste bayerische Industrie- und Handelskammer strebt die IHK Regensburg eine weitreichende Weiterbildungsallianz mit einem tschechischen Partner an. In Regensburg unterzeichneten deutsche und tschechische Verantwortliche jetzt eine Absichtserklärung, die den Rahmen für die zukünftige Zusammenarbeit absteckt. Das Ziel der IHK-Kooperation mit dem in Tschechien renommierten Pilsner Bohemia Training Institute: eine stärkere Vernetzung des Know-hows und des „lebenslangen Lernens“ auf beiden Seiten der bayerisch-böhmischen Grenze und ein gemeinsamer Kampf gegen die große Zukunftsaufgabe auf beiden Seiten des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ – den Fachkräftemangel. „Noch in diesem Jahr soll die Zusammenarbeit endgültig besiegelt werden und erste gemeinsames Projekte sollen starten“, sagte der Regensburger IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes bei der Unterzeichnung des Letters of Intent.

„Es gibt viele Schnittstellen für eine enge Allianz“, sagten der Leiter der IHK-Akademie in Ostbayern, Stephan Kammerer, und die Geschäftsführer des Bohemia Training Institutes, Jan Hán und Renata Divíšková, nach dem Treffen. Konkret geplant ist die Vorbereitung und Umsetzung gemeinsamer nationaler und internationaler, branchenspezifischer Programme sowohl im Präsenzbereich als auch auf dem Gebiet des E-Learnings. Vorgesehen sind solche gemeinsamen Veranstaltungen beispielsweise in den Sektoren Maschinenbau, Führung von Industriebetrieben, Fremdenverkehr, öffentliche Verwaltung und in der IT. „Der Know-how-Transfer wird dabei keine Einbahnstraße in Richtung Tschechien sein“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. So gelte Pilsen beispielsweise als international bedeutende Wirtschaftsmacht im Maschinenbau.

Ebenfalls diskutiert werden derzeit grenzüberschreitende Betriebsakademien, Zertifikatsprogramme und bayerisch-böhmische Masterprogramme beispielsweise im Management oder im Tourismus. Nicht zuletzt soll die bayerisch-böhmische Weiterbildungsehe auch die tschechischen Sprachkenntnisse deutscher Mitarbeiter in Tschechien und bayerischer Geschäftspartner beflügeln. Ein 15-stündiger Basiskurs in tschechischer Konversation und Grammatik soll noch in diesem Jahr starten, sagte Jan Hán vom Bohemia Training Insitute.

Die Herausforderungen in Ostbayern und Westböhmen ähneln sich: Beide Regionen kämpfen bereits heute mit dem zunehmenden Mangel an Fachkräften und der immer stärkeren Spezialisierung der beruflichen Qualifikationen. Bis zum Jahr 2030 erwartet allein die IHK Regensburg für ihren Zuständigkeitsbereich, die Region Oberpfalz-Kelheim, dass rund 30.000 Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt fehlen werden. Aus- und Weiterbildung gelten dabei als ein wichtiger Schlüssel, im Unternehmen gegenzusteuern. „Deshalb haben wir beschlossen, beim Weg in die Zukunft auf Zusammenarbeit zu setzen“, sagte Helmes.

Beide Partner bringen in die Ehe jeweils eine wertvolle Mitgift ein: Die IHK-Akademie in Ostbayern, eine hundertprozentige Tochter der IHK Regensburg, gilt mit jährlich mehr als 700 Seminaren, Kursen und Langzeit-Lehrgängen als größter Weiterbildungsanbieter in Ostbayern und vergibt die in der Wirtschaft hoch angesehenen IHK-Zertifikate. Das Bohemia Training Institute, das 2010 als Ausgründung des Weiterbildungs-Instituts der Westböhmischen Universität Pilsen entstanden ist, bringt ein enges Netz universitärer Kontakte in Tschechien mit. Forschungs- und Weiterbildungsallianzen bestehen unter anderem mit der Brno International Business School und der Hochschule für Tourismus, Bäderwesen und Hotellerie in Prag. Rund 3.000 Teilnehmer betreuen die westböhmische Aus- und Weiterbildungsexperten derzeit. Beide Partner eint zudem die Kompetenz in der betrieblichen Ausbildung.