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Mittwoch, 1. Juni 2011
Mit der Bahn von Bayern nach Böhmen
„Kleiner Grenzverkehr“ zwischen Deutschland und Tschechien. Die Vogtlandbahn bedient die Strecke zwischen Marktredwitz und Cheb (Eger). Foto: ce-press/Vogtlandbahn
Der Tarifdschungel hat sich gelichtet: Im „kleinen Grenzverkehr“ lassen sich Bayern und Böhmen bequem und günstig mit der Bahn entdecken. Im Fernverkehr hingegen machen lange Reisezeiten die Reise mit dem Zug oft unattraktiv.
Regensburg/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich auch der Tarifdschungel für Ausflüge mit der Bahn nach Tschechien gelichtet: Ein grenzüberschreitender Verbund-Fahrschein macht das grenzenlose Reisen auf Schienen zwischen Bayern und Böhmen einfacher und günstiger als je zuvor. Für 34 Euro können bis zu fünf Personen einen Tag lang ganz Bayern und die böhmische Grenzregion mit dem Zug entdecken. Günstige Spezialangebote gibt es auch für die Fahrten von München, Regensburg und Nürnberg in die tschechische Hauptstadt Prag.
Eine Radtour im Böhmerwald, ein kühles Bier in Pilsen oder ein Spaziergang durch das Weltkulturerbe in der Krumauer Altstadt: Grenzüberschreitende Zugverbindungen zwischen dem Freistaat Bayern und Tschechien, vor zwei Jahrzehnten noch ein kühner Zukunftstraum, machen den Ausflug zu den böhmischen Nachbarn heute auch günstig und bequem per Zug möglich.
Drei grenzüberschreitende Bahnlinien gibt es heute zwischen Bayern und Böhmen: Schirnding-Cheb (Eger) in Oberfranken, Furth im Wald-Domazlice (Taus) in der Oberpfalz und Bayerisch-Eisenstein-Zelezna Ruda (Böhmisch-Eisenstein) im Bayerischen Wald in Niederbayern. Mit dem grenzüberschreitenden „Bayern-Böhmen-Ticket“, das die Deutsche Bahn seit vier Jahren anbietet, lassen sich alle drei Übergänge benutzen. Die 34 Euro teure Fahrkarte gilt beispielsweise zwischen Regensburg und Pilsen, zwischen Passau und Budweis, aber auch ab München, Nürnberg oder Hof.
Gerade an Wochenenden sind die „Grenzgänger“ in den Waggons längst nicht mehr unter sich. Rund 28.000 Bayern-Böhmen-Tickets, das auch in einer Single-Version für 24 Euro erhältlich ist, wurden 2010 verkauft. Das ist allerdings ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. In Nordostbayern gibt es mit dem „Egronet-Ticket“ eine zusätzliche Fahrschein-Variante (Preis: 16 Euro pro Person und Tag), die grenzüberschreitendes Reisen in Teilen Oberfrankens und der Oberpfalz, Südwestsachsen und dem Raum Eger-Karlsbad möglich macht. Dieses Ticket gilt auch für andere öffentliche Verkehrsmittel wie Bus sowie Straßenbahn und beinhaltet Ermäßigungen in Museen, Sehenswürdigkeiten und Restaurants. Rund 50.000 Reisende nutzten diesen „Vier-Regionen-Fahrschein“ im vergangenen Jahr.
Was im Nahverkehr bereits gut funktioniert, ist im Fernverkehr derzeit noch ein kühner Zukunftstraum. Weil viele Streckenabschnitte schlecht ausgebaut sind, brauchen Zugreisende von München nach Prag derzeit rund sechs Stunden. Zwischen Nürnberg und Prag setzt die Deutsche Bahn zwar Busse ein, benötigt für die weniger als 300 Kilometer lange Distanz auf der Straße allerdings auch knapp vier Stunden. Tickets gibt es ab 19 Euro ab Nürnberg und 29 Euro ab Prag und Regensburg. „Für viele sind solche Reisezeiten keine Alternative zum Auto“, sagt Richard Brunner, Projektleiter bei der Industrie- und Handelskammer Regensburg und Koordinator für die grenzüberschreitenden bayerisch-böhmischen Aktivitäten der Kammer. Konzepte für den Ausbau der Bahnlinien zwischen dem Freistaat und Tschechien liegen in den Schubladen, werden aber – selbst bei optimistischer Schätzung – frühestens in zehn Jahren Wirklichkeit sein.
Bis dahin müssen sich die Reisenden mit kleineren Verbesserungen begnügen: Die tschechische Bahn hat angekündigt, ihre Züge für die Verbindungen nach Bayern und Sachsen in den nächsten Jahren zu modernisieren. Und auch, dass in vielen der grenzüberschreitenden Züge sowohl die Deutsche Bahn, die privaten Regionalbahnen in Bayern sowie die Tschechische Bahn die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern erlaubt, ist für viele Reisende ein überzeugendes Argument.
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