Dienstag, 16. Dezember 2008

Den inneren Schweinehund überwinden

Wer sportlich aktiv sein will, kommt mit guten Vorsätzen allein nicht weit. Wichtig ist laut Psychologen ein detaillierter Plan – und eine positive Einstellung.

Viele Menschen nehmen sich zum Jahreswechsel vor, künftig häufiger Sport zu treiben. Wie sich das in die Tat umsetzen lässt, schildern die Psychologen Ralf Brand und Daniela Kahlert von der Universität Potsdam in der aktuellen Ausgabe (01/2009) des Magazins »Gehirn&Geist«. Der Professor für Sportpsychologie und seine Mitarbeiterin untersuchen, welche gedanklichen und emotionalen Prozesse das Gesundheitsverhalten beeinflussen.

Zu kalt, zu teuer, zu zeitaufwändig – mit solchen Entschuldigungen drücken sich viele um einen aktiven Lebensstil herum. Wer den »inneren Schweinehund« wirklich besiegen will, dem empfehlen Psychologen folgende Strategie: konkrete Pläne, die das Wann, Wie und Wo des beabsichtigten Verhaltens im Detail schriftlich festlegen und vorab etwaige Hindernisse wie Schlecht-Wetter-Tage berücksichtigen. Diese Pläne erinnern im richtigen Moment an das Vorhaben und lösen so das anvisierte Verhalten aus, ohne dass dazu erneutes Abwägen nötig wäre.

Eine mögliche Ursache dafür, dass manche Menschen vergeblich gegen ihren inneren Schweinehund kämpfen, entdeckte der Sportpsychologe Brand 2006 bei einer Befragung von knapp 200 Erwachsenen. Ob die Teilnehmer sportlich aktiv waren, ließ sich weniger anhand ihrer rationalen Erwägungen vorhersagen als anhand ihrer emotionalen Einstellung zum Sport (beispielsweise der Erwartung, sich dabei wohlzufühlen). Dieses Ergebnis bestätigte 2008 ein Computerexperiment: Dabei ließ Brand seine Probanden mittels Tastendruck so schnell wie möglich angeben, ob ihnen ein auf dem Bildschirm präsentiertes Adjektiv positiv oder negativ erschien. Kurz zuvor war dort kaum wahrnehmbar ein Wort aus dem Themenkreis Sport aufgeblitzt. Die sportlich inaktiven Probanden identifizierten daraufhin ein positives Adjektiv langsamer als die aktiven – allein schon der Gedanke an Sport weckte offenbar unterschiedliche Assoziationen! Wer etwa mit »Radfahren« negative Gefühle verbindet, den kostet es mehr Kraft, sich dazu zu überwinden.

Fazit: Bei sportlicher Aktivität sollte der Spaß an erster Stelle stehen. Es komme schließlich nicht darauf an, eine besonders anstrengende Sportart auszuüben, versichern Brand und Kahlert. Wer lieber spazieren geht als zu joggen, der brauche nur etwas länger zu laufen.

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