Freitag, 12. August 2011

Bayerisch-Böhmische Touristenattraktion: Europas einziger „grenzüberschreitender Bahnhof“










Europas einziger „grenzüberschreitender Bahnhof“: Die mittig gelegene Empfangshalle des Bahnhofs Bayerisch-Eisenstein wird von der Deutsch-Tschechischen Staatsgrenze durchschnitten. Vor über 20 Jahren verschwand auch dort der „Eiserne Vorhang“. Foto: ce-press


Bayerisch Eisenstein / Železná Ruda-Alžbetín (ce-press - internet-zeitung) – Während der Jahrzehnte des Kalten Krieges war er ein kurioses Exempel für das geteilte Europa: der Bahnhof Bayerisch-Eisenstein an der Grenze zum heutigen Tschechien. Der „Eiserne Vorhang“ verlief mitten durch die Empfangshalle des Bahnhofsgebäudes – in Form einer Mauer. Die Züge auf bayerischer Seite endeten direkt vor dem Grenzzaun. Heute – 20 Jahre nach der Wiedereröffnung – ist der Bahnhof Bayerisch-Eisenstein ein Symbol des Zusammenwachsens von Bayern und Böhmen und eine Touristenattraktion ersten Ranges. Seit fünf Jahren Rollen auch wieder regelmäßig Züge über den Grenzbahnhof bis nach Pilsen und Prag. Aber nicht nur der historische Ort, auch das dort ansässige zweisprachige Bayerisch- Böhmische Informationszentrum für Natur- und Nationalparke hat seit seiner Gründung vor über zehn Jahren bereits mehr als 350.000 Besucher angelockt. Außerdem zeigt das Bayerische Localbahnmuseum im historischen Lokschuppen des 1877 fertiggestellten Bahnhofs alte Bahnfahrzeuge.

Ein Grenzstein im Boden der repräsentativen Empfangshalle des Bahnhofs Bayerisch-Eisenstein markiert noch immer die Staatsgrenze: Die eine Hälfte des Bahnhofsgebäudes aus Granitstein steht auf tschechischem, die andere Hälfte auf deutschem Boden. Erbaut wurde der Haltepunkt vor rund 140 Jahren, als Bayern und Österreich-Ungarn gemeinsam eine moderne Eisenbahnverbindung zwischen München und Prag schaffen wollten. Schon damals ein Symbol der Völkerverständigung, ist er es heute wieder: In ganz Europa gab es damals und gibt es heute keinen weiteren grenzüberschreitenden Bahnhof.

Nach der feierlichen Wiedereröffnung vor 20 Jahren dauerte es noch 15 Jahre, bis der Zugverkehr wieder „grenzenlos“ rollte. Vor fünf Jahren setzte dann nach über sechs Jahrzehnten wieder ein regelmäßiger Bahnverkehr ein. Heute können neugierige Ausflügler und Wanderer günstig mit dem „Bayerwald-Ticket“ fünfmal täglich vom bayerischen Plattling über Bayerisch-Eisenstein bis zum sieben Kilometer entfernten Bahnhof Špicák (Spitzberg) in Tschechien fahren. Auch Pilsen und Prag lassen sich vom Grenzbahnhof aus erreichen.

Der Bayerische Teil des Bahnhofsgebäudes ist Eigentum des Naturparks Bayerischer Wald und wird derzeit aufwendig saniert. Nach Abschluss der Arbeiten erwarten die Besucher neben dem bestehenden Info-Zentrum viele neue Attraktionen im Bahnhofsgebäude: Vom Europäischen Fledermauszentrum über ein Eisenbahnmuseum bis zu einer Ausstellung über den höchsten Berg des Bayerischen Waldes, den Großen Arber.

Mehr Informationen im Internet: http://www.naturpark-bayer-wald.de/eisenstein