Donnerstag, 11. August 2011

Deutsch ist Karriereplus für Tschechien















Karriere-Plus: Wer als Deutscher oder Tscheche die Sprache des Nachbarlands beherrscht, hat Vorteile auf dem Arbeitsmarkt. In der bayerisch-böhmischen Grenzregion gibt es viele Initiativen zur grenzübergreifenden Sprachförderung. So hat die Firma BHS Corrugated eine Fachklasse, in der Auszubildende aus beiden Ländern zweisprachig unterrichtet werden. Foto: ce-press


Umfrage belegt: Für Tschechen wird Deutsch im Berufsleben immer wichtiger – auch für Deutsche ist das Beherrschen der Sprache des Nachbarlands ein Bonus am Arbeitsmarkt.


Weiden/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – „Deutschkenntnisse sind wichtig für unsere Mitarbeiter“ – das sagen 95 Prozent von 222 in Tschechien ansässigen Unternehmen mit vielfach deutscher Beteiligung in einer aktuellen Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK). Drei Viertel der Betriebe halten Deutschkenntnisse für Tschechische Arbeitnehmer sogar für „sehr wichtig“. Englischkenntnisse spielen dabei nur für knapp die Hälfte der befragten Unternehmen eine sehr wichtige Rolle. Die Zahlen zeigen: Deutsch ist für Tschechen im eigenen Land ein echtes Karriere-Plus. Das Bewusstsein dafür ist längst da: „Deutsch ist wichtig für den Beruf“ sagen 77 Prozent der Tschechen in einer repräsentativen Umfrage des Goethe-Instituts in Prag und des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. 30 Prozent der tschechischen Schüler lernen derzeit Deutsch als zweite Fremdsprache – doch es könnten mehr sein: An vielen tschechischen Schulen wird Deutsch noch nicht oder erst ab der siebten Klasse angeboten, besagt die Umfrage des Goethe-Instituts. Mit der Initiative „Deutsch für die Karriere“ will die Einrichtung gemeinsam mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen und der DTIHK jetzt Firmen und Schulen für Kooperationen in der Sprachförderung zusammenführen.

„Wir wollen Schülern zeigen, dass in der Nähe ihrer Heimatorte Unternehmen sind, bei denen sie mit guten Deutschkenntnissen leichter Karriere machen können“, sagt Dr. Heike Uhlig, stellvertretende Leiterin des Goethe-Instituts in Prag. 15 Firmen und 28 Gymnasien und Berufsschulen haben sich bereits für das Projekt „Deutsch für die Karriere“ gemeldet. Mit Beginn des neuen Schuljahres ab September werden sich Betriebe und Schulen gegenseitig Besuchen, um Kooperationen in der Sprachförderung anzustoßen.

In der bayerisch-böhmischen Grenzregion sind Kenntnisse in der Sprache des jeweiligen Nachbarlandes für viele Arbeitnehmer besonders wichtig. Denn auch für Bayern ist Tschechisch längst ein echter Bonus auf dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt. Über 1000 Betriebe sind bereits heute sowohl in Ostbayern als auch in Westböhmen aktiv. Viele Initiativen in der Region sollen dabei helfen, die Sprachkenntnisse auf beiden Seiten zu verbessern.

So gibt es bei der Firma BHS Corrugated – Weltmarktführer bei der Entwicklung, Herstellung und Montage von Wellpappanlagen – bereits seit drei Jahren eine deutsch-tschechische Fachklasse, bei der Auszubildende aus beiden Ländern gemeinsam unterrichtet werden. Acht deutsche und acht tschechische Azubis haben bereits in Kooperation mit der Europa-Berufsschule in Weiden einen IHK-Abschluss als Maschinen- und Anlagenführer erworben – und zusätzlich auch Kenntnisse in der Sprache des Nachbarn. „Ein Teil des Ausbildungsprogramms wird in Tschechien, ein Teil in Bayern absolviert“, sagt Stefanie Luber, eine der Verantwortlichen des BHS Ausbildungsverbunds. Für September werden noch Jugendliche für eine grenzüberschreitende Ausbildung zum Industriemechaniker/in gesucht.

Auch an Ostbayerischen Schulen spielt Tschechisch eine immer größere Rolle. In der Oberpfalz hat die Sprache in mittlerweile über 50 Schulen als freiwilliges Wahlfach einen Platz auf dem Stundenplan. Seit kurzem können bayerische Schüler sogar ein von der renommierten Karlsuniversität in Prag ausgearbeitetes „Tschechisch-Diplom“ ablegen, das von Tschechien und Bayern offiziell anerkannt ist und dem Europäischen Referenzsystem (A1-B2) folgt.