Aus: Gehirn und Geist, November 2012
Aus ihren Forschungen ziehen die Wissenschaftler einen erschreckenden Schluss: Die Lust an der Gewalt sei keine Perversion exotischer Länder. Niemand sei davor gefeit, denn die Verknüpfung von Lust und Gewalt – von Fachleuten auch "appetetive Aggression" genannt – beruhe auf einem evolutionären Erbe: Unsere Vorfahren waren als Jäger umso erfolgreicher, wenn sie die Angst vor Gefahren überwanden und dafür mit Glücksgefühlen belohnt wurden. So konnten sie auch konkurrierende Gruppen lustvoll bekämpfen.
Auch Soldaten im Zweiten Weltkrieg und selbst Teilnehmer an den heutige Kampfeinsätzen in Afghanistan zeigten mitunter psychologische Veränderungen: Eine Faszination für Gewalt, die sich nach der Rückkehr in die Heimat in einer niedrigen Aggressionsschwelle äußert.
Wie kann man den Betroffenen helfen? Der klinische Psychologe Anselm Crombach, ebenfalls aus der Arbeitsgruppe von Thomas Elbert an der Universität Konstanz, erprobt derzeit einen Therapieansatz mit ehemaligen Straßenkindern in Burundi. Dabei schildern die Jugendlichen einschneidende Erlebnisse ihres Lebens mit all Höhen und Tiefen und versuchen Stück und Stück, die Verknüpfung zwischen Gewalt und Lust wieder zu verlernen. Auf diese Weise wollen Crombach und seine Kollegen einen Beitrag zum Frieden in der ostafrikanischen Krisenregion leisten.