Mittwoch, 21. November 2012

Ausgezeichnete Expedition ins Reich der Forscher: Grüter-Preis für Jugendmagazin Spektrum neo

Aus: Spektrum der Wissenschaft

München/Heidelberg. Was hat die Dichte eines "Schwarzen Loches", wenn es um Informationen zu spannender Wissenschaft für neugierige Kinder und Jugendliche geht? Für den Komiker Bernhard Hoecker gibt es nur eine Antwort: "Spektrum neo". Noch viel mehr ins Detail gingen Jonas und Mona von der Klasse 5 d des Joseph-Bernhart-Gymnasiums in Türkheim. Sie lobten bei der Verleihung des Preises für Wissenschaftsvermittlung 2012 im Museum Mensch und Natur in München nicht nur Bilder und Aufmachung des Magazins für Zehn- bis Vierzehnjährige aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft in Heidelberg, sondern auch die verständliche Sprache und die spannenden Stories.

"Wir wollen mehr davon", bilanzierten sie für ihre Klasse und sprachen damit dem 93-jährigen Stifter Prof. Werner Grüter aus der Seele. In Empfang nahm die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung Chefredakteur Dr. Carsten Könneker stellvertretend für das Entwicklungsteam von "Spektrum neo", das mit einer starken Mannschaft vertreten war. Was das besondere ist an diesem jüngsten Sprössling des Verlagshauses? "Kinder wollen echte Wissenschaft", so Könneker, "sie wollen wissen, wie es sich anfühlt, Forscher zu sein".

Dass eine neu gegründete Zeitschrift bereits mit dem ersten Heft so viele Lorbeeren einheimsen kann, ist ungewöhnlich. Dementsprechend überschwänglich ist auch die Lobeshymne der Stiftung: "Es ist gelungen, eine naturwissenschaftlich hochwertige Zeitschrift für Kinder und Jugendliche mit dem Titel 'Spektrum neo' erfolgreich zu etablieren", heißt es. Und weiter: "10- bis 14-Jährige erarbeiten in eigenen Redaktionsteams, zusammen mit aktiven Forschern, ein jeweils monothematisches Heft und lernen nicht nur, was Naturwissenschaft ist, sondern auch, wie Wissensfindung entsteht. Dieser pädagogische Ansatz begegnet dem mangelndem Interesse an Naturwissenschaften von Grund auf". Hier werden die Fragen zu unserer Zukunft gestellt, unterstrich auch Michael Apel, der Chef des Museums Mensch und Natur im ehrwürdigen Schloss Nymphenburg. Ob Klimawandel, Ernährungsfragen oder Artenvielfalt, da sind seiner Ansicht nach "Herz-Hirn-Strategien" gefragt und die wiederum müssen von neugierigen Leuten ausgedacht werden.

Begeisterung für Bildung, das wünschen sich sowohl Stifter Prof. Werner Grüter als auch der Vorsitzende des Stiftungsbeirates, Prof. Jürke Grau, von einer breiten Öffentlichkeit. Dafür muss nach ihrer Ansicht Wissenschaft ebenfalls etwas beisteuern und Brücken schlagen. Genau bei dieser "Vermittlungs- und Übersetzertätigkeit" helfe "Spektrum neo", finden sie. "Wenn Forscher nicht in die Schule kommen, müssen die Schüler halt ins Labor", so umreißt der Stifter die Herangehensweise des Redaktionsteams.

Was haben Comedians und Forscher gemeinsam? Die Neugierde. Das ist zumindest die Meinung von Bernhard Hoëcker. Der beliebte TV-Moderator und Laudator auf "Spektrum neo" verriet, dass er schon seit 25 Jahren Abonnent des Mutterblatts "Spektrum der Wissenschaft" ist. Neues zu erfahren, so erzählte er seinem Publikum, schütte sogar Glückshormone aus. "Mach‘ es, weil es geht", das ist laut Hoëcker nicht nur die Formel für Kinder, sondern auch die von Wissenschaftlern seit mindestens der Steinzeit. Ganz genau hatte der bekennende Raumfahrt-Fan das Heft Spektrum neo Nr. 1 "Unser Universum" unter die Lupe genommen – und nach eigener Einschätzung noch jede Menge gelernt. "Tolle Experimente zum selber Ausprobieren", bescheinigte auch die Klasse 5d aus Türckheim, die sowohl das Universum-Heft wie auch das Folgeheft Nr.2 "Die Welt im Jahr 2050" begutachtet hatte. Wie es ist, ein Kinder-Reporter zu sein, beschrieb anschließend neo-Reporter Ferdinand. Er hatte für Spektrum neo Nr.1 gemeinsam mit zwei weiteren Kindern den ESA-Astronauten Alexander Gerst am Europäischen Astronautenzentrum in Köln-Porz interviewt. Sogar das Andockmanöver einer Raumkapsel an die Internationale Raumstation durften die drei Nachwuchsreporter üben und die Sauerstoffmessung ausprobieren.

Kinder mit ins Boot zu holen, war von Anfang an das Ziel, unterstrich Spektrum der Wissenschaft-Chefredakteur Carsten Könneker, der mehrere Jahre am Ziel der Entwicklung einer Heftreihe wie „Spektrum neo“ festgehalten hatte, bis er das Konzept 2011 endlich umsetzen konnte. Fertiges Wissen in Text und Bild zu inszenieren, war dabei nicht das Ziel. Sondern die jungen Leser sollten erfahren, was den Alltag in der Forschung ausmacht, wie Experimente ersonnen, Niederlagen weggesteckt und aus Fehlern gelernt wird. Von Anfang wurde kooperiert das Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik mit "Spektrum neo". Prof. Ilka Parchmann und Pay-Ove Dierks, der bei der Preisverleihung mit von der Partie war, haben denn auch ein strenges Auge darauf, dass die Bedürfnisse der Zielgruppe in jedem Heft getroffen werden.

Und das wird auch in Zukunft so sein, wenn die nächsten Themen wie "Der menschliche Körper" oder "Unsere Erde" umgesetzt werden. Zwischenzeitlich findet die Idee sogar in Indien Anklang. Dort wird das erste Heft von „Spektrum neo“ auf Englisch erscheinen. Und dass das neo-Team im Internet und bei den sozialen Medien mächtig aktiv ist, versteht sich von selbst. Auch als App gibt es die bis heute erschienenen drei Hefte. Das Preisgeld, so Könneker, wird dazu verwendet, das Projekt noch bekannter zu machen. Wenn es nach ihm geht, ist das erste indische Heft erst der Anfang eines kleinen Siegeszuges rund um den Globus.