Der größte und bekannteste Elefant am Ur-Rhein in
Rheinhessen war Deinotherium giganteum („Riesiges Schreckenstier“) mit einer
Schulterhöhe bis zu etwa 3,60 Metern. Im Gegensatz zu anderen Elefanten trug
dieses Rüsseltier zwei nach unten gekrümmte Stoßzähne im Unterkiefer.
Deinotherium giganteum wird auch Hauer-Elefant oder Rhein-Elefant genannt
Weil in den Ablagerungen des Ur-Rheins häufig Zähne und
Knochenreste von Deinotherium giganteum gefunden wurden, nannte man diese
Dinotheriensande. Aus den Dinotheriensanden kamen aber auch Reste anderer
Elefanten sowie von Nashörnern (teilweise ohne Horn), krallenfüßigen
„Huftieren“, Tapiren, dreizehigen Ur-Pferden, kleinwüchsigen Hirschen,
Wald-Antilopen, Schweinen, Bärenhunden mit Merkmalen von Bären und Hunden,
Katzenbären, Insektenfressern, Hyänen, Säbelzahnkatzen und sogar von
Menschenaffen zum Vorschein.Über diese exotische Tierwelt informiert das
Dinotherium-Museum in Eppelsheim (Kreis Alzey-Worms) in Rheinhessen.
Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn
Millionen Jahren“ ist drei Männern gewidmet, die sich auf unterschiedliche Art
und Weise verdient gemacht haben: Dem Paläontologen Dr. Jens Lorenz Franzen aus
Titisee-Neustadt, dem Altbürgermeister Heiner Roos aus Eppelsheim und dem
bereits im 19. Jahrhundert verstorbenen Paläontologen und Zoologen Johann Jakob
Kaup aus Darmstadt.
Dr. Jens Lorenz Franzen (geb. 1937) ist langjähriger
Mitarbeiter des Forschungsinstitutes Senckenberg in Frankfurt am Main,
Wiederentdecker der Dinotheriensand-Fundstelle und Begründer der ersten
wissenschaftlichen Grabungen bei Eppelsheim. Heiner Roos (geb. 1934), der
frühere Bürgermeister von Eppelsheim, ist der „geistige Vater“ des
Dinotherium-Museums in Eppelsheim. Mit Johann Jakob Kaup (1803-1873) hat die
Erforschung der Säugtierfauna aus den Dinotheriensanden bei Eppelsheim einst
angefangen.
Der Ur-Rhein hatte vor rund zehn Millionen Jahren einen ganz
anderen Lauf als heute und war viel kürzer als der jetzige Rhein. Er floss
nicht durch die Gegend von Oppenheim, Nierstein, Nackenheim, Mainz, Wiesbaden
und Ingelheim, sondern ungefähr 20 Kilometer westlich davon über die Gegend von
Alzey zur Binger Pforte. Die bekanntesten Fundorte mit Ablagerungen des
Ur-Rheins sind Eppelsheim, Gau-Weinheim und der Wissberg bei Gau-Weinheim
Vor allem Funde aus Eppelsheim erregten immer wieder
Aufsehen in der Fachwelt. In die Geschichte der Paläontologie ging der 1835 bei
Eppelsheim entdeckte Oberschädel des „Riesigen Schreckenstieres“ (Deinotherium
giganteum) ein, das von damaligen Gelehrten oft verkannt wurde. Man hielt es
beispielsweise für ein Schuppentier, einen Riesentapir und eine Riesenseekuh,
bevor seine wahre Natur als Rüsseltier erkannt wurde.
Der Originalfund des Oberschädelfundes von Deinotherium
giganteum befindet sich im Naturhistorischen Museum London. Abgüsse davon sind
unter anderem in Basel, Frankfurt am Main, Darmstadt, Mainz und in Eppelsheim
zu bewundern.
Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein“ ist reich mit Fotos und
Zeichnungen bebildert. Eine besondere Augenweide sind ein Gemälde und 21
Zeichnungen von Tieren aus der Zeit vor rund zehn Millionen Jahren. Diese
Abbildungen wurden von dem akademischen Maler Pavel Major aus Prag im Auftrag
der Gemeinde Eppelsheim und des Fördervereins Dinotherium-Museum e.V.
Eppelsheim angefertigt und gehören zu den Attraktionen im sehenswerten
Dinotherium-Museum in Eppelsheim.