Mittwoch, 14. November 2012

Wie gefährlich ist "Nano"?

Heidelberg. Wie Detektive fühlen sich die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf, wenn sie herausfinden möchten, ob bestimmte Nanoteilchen für Mensch und Natur gefährlich sind. Fünf Kinderreportern der Zeitschrift "Spektrum neo" erlaubten sie für die neueste Ausgabe einen Blick in die Labore und auf ihre neuesten Forschungsergebnisse

Ob Silber gegen Schweißgeruch in der Socke oder schneeweißes Titandioxid in der Sonnenschutzkreme, Nano ist fast überall. Denn die ultrafeinen Teilchen haben eine Reihe toller Eigenschaften. Sie lassen Ketschup besser fließen und Autolack nicht so leicht verschmutzen. Deshalb müssen Partikelforscher wie der Düsseldorfer Institutschef Professor Jean Krutmann und seine Kollegen Roel Schins und Maja Hullmann, die den elf- bis vierzehnjährigen Nachwuchsjournalisten Rede und Antwort standen, auch genau verstehen, was da im Körper vor sich geht. Wenn das geschafft ist, können die Wissenschaftler nicht nur der Politik Tipps geben, wie Gefahren vermieden werden, sondern auch Unternehmen bei der Produktentwicklung beraten – und sogar Medikamente entwickeln.

Oft ist es gerade die Winzigkeit der Nanopartikel, so erfuhren die neo-Reporter, die für Gefahren verantwortlich ist. Dadurch dringen die ultrafeinen Teilchen bis ins Innerste der Zelle vor und können dort unter Umständen Schäden anrichten. Die reichen von einer vorzeitigen Alterung der Zellen und der Haut bis hin zu Schädigungen der Lunge und des Herz-Kreislaufsystems.

Zum Hintergrund: Laut Prof. Jean Krutman sind Nanopartikel von allen kleinen Teilchen vermutlich die gefährlichsten. Zu einen, weil sie fast überall hinein gelangen. Zum anderen, weil sie im Verhältnis zu ihrer Größe eine riesige Oberfläche haben. Das wiederum führt dazu, dass sie ziemlich aggressiv mit Zellen und Gewebe agieren können. "Die Dosis macht den Unterschied", so erläuterte Partikelforscher Roel Schins im Interview mit Spektrum neo. Vor allem, wenn verschiedene Nanostoffe zusammenkommen, können sie bedrohlich für die Gesundheit werden.

Sein wichtigstes Forschungsziel ist es, herauszufinden, warum nicht alle Menschen krank werden, die gefährlichen Nanopartikeln ausgesetzt sind. Das könnte helfen, Erkrankungen in Zukunft zu verhindern oder sogar schützende Medikamente zu entwickeln. Maja Hullmann ist Doktorandin und Zellbiologin. Sie untersucht vor allem, wie eingeatmete Nanopartikel auf das zentrale Nervensystem wirken, also auf das Gehirn. Möglich ist, dass durch sie bestimmte Eiweißstofffe entstehen, die etwas mit der Alzheimerkrankheit zu tun haben.

Aus: Spektrum der Wissenschaft, Nr. 3