Samstag, 22. Dezember 2012

Inventur des Nachthimmels

Heidelberg. Mit dem Projekt Pan-STARRS 1 möchten Astronomen systematisch drei Viertel des Himmels durchmustern. Pan-STARRS 1 ist bereits in vollem Gange. Highlights der bisherigen Datenauswertung waren unter anderem die Entdeckung eines neuen Kometen, der im März 2013 vielleicht sogar mit dem bloßen Auge erkennbar sein wird, sowie die Entdeckung eines Asteroiden durch einen deutschen Schüler.

Seit dem Mai 2010 durchmustert ein Teleskop von Hawaii aus den Nachthimmel für das Projekt Pan-STARRS 1. In der Januar-Ausgabe der Zeitschrift Sterne und Weltraum beschreibt ein Astronom nun die wissenschaftlichen Fragen, die mit dieser Durchmusterung erforscht werden, sowie die spannende Technik, die dabei zum Einsatz kommt.

Drei Viertel des gesamten Himmels soll das Teleskop nach astronomischen Quellen durchsuchen. Zwanzig Milliarden Himmelsobjekte soll das Pan-STARRS-1-Teleskop ablichten – und das gleich mehrmals, denn die Astronomen möchten nicht nur von den Objekten am Nachthimmel einen Katalog erstellen, sondern auch deren Positions- und Helligkeitsänderungen im Laufe der Zeit untersuchen. Pan-STARRS ist die erste Himmelsdurchmusterung, die auf die zeitliche Veränderung achtet.

Zu den Objekten, die das Teleskop erfasst, gehören unter anderem auch Asteroiden und Kleinplaneten, die unserer Erde bedrohlich nahe kommen könnten. Bei der Suche nach solchen Objekten können sogar Schüler helfen: so entdeckte beispielsweise ein Schüler aus Crailsheim den Asteroiden 2012 VX80 während eines Projekts am Haus der Astronomie in Heidelberg.

Doch auch Sterne unserer Milchstraße und deren kleinere Verwandte, die Braunen Zwerge, werden von dem Teleskop erfasst. Aus diesen Aufnahmen soll die Eigenbewegung dieser Himmelsobjekte rekonstruiert werden, was Aufschluss über ihre Herkunft geben soll. Dabei hoffen die Forscher auf Sternströme zu stoßen, die darauf hinweisen, dass sich unsere Galaxie eine kleinere Artgenossin einverleibt hat, die sich nun auflöst und ihre Sterne nun mit denen der Milchstraße vermischt.

Im Pan-STARRS 1 Katalog finden sich jedoch auch extreme Objekte, wie Schwarze Löcher im Zentrum massereicher Galaxien aus der Frühzeit unseres Universums, die große Mengen Materie verschlucken und dadurch enorme Leuchtkräfte entwickeln.

Selbst für den Alltag hat die Pan-STARRS Durchmusterung Auswirkungen: Mit ihr wurde ein neuer Komet entdeckt, der ab Mitte März 2013 vielleicht sogar mit dem bloßen Auge in der Abenddämmerung erkennbar ist. Für einige Tage könnte er die Helligkeit der Venus erreichen, die uns als Morgen- oder Abendstern vertraut ist.

Zum Hintergrund: Pan-STARRS 1 ist ein Akronym und steht für "Panchromatic Survey Telescope And Rapid Response System". Das Teleskop steht auf dem Vulkan Haleakala auf der Hawaii-Insel Maui. Das Teleskop wurde von der US-Luftwaffe finanziert, die es einige Nächte pro Monat für ihre eigenen Zwecke benutzt. Die restlichen Nächte stehen der Wissenschaft zu Verfügung. Die Durchmusterung Pan-STARRS 1 wird von der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland und Universitäten in den USA, Großbritannien und Taiwan durchgeführt.

Der CCD-Sensor des Teleskops hat 1,4 Milliarden Pixel, die sich über eine Brennebene von 40 x 40 Zentimetern erstrecken.

Zum Zeitpunkt seiner größten Helligkeit wird der mit Pan-STARRS 1 entdeckte Komet im Sternbild Fische am Westhorizont stehen. Anfang März 2013 wird er sich innerhalb der Merkurbahn auf ungefähr 45 Millionen Kilometer der Sonne annähern. Beobachter mit einem Teleskop können ihn je nach seiner Helligkeit für den größten Teil des Jahres im nördlichen Sternenhimmel erkennen.