Eine Regensburger Rehabilitationseinrichtung gehört heute zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Behindertenwerkstätten in Deutschland.
Regensburg (obx) - "retex" in Regensburg ist anders als viele Behinderten-Werkstätten: Noch nie wurden hier Teppiche geknüpft oder Tücher gebatikt, die dann in Magazinen verstauben. Statt oft unverkäuflicher Deko-Objekte entstehen in den Produktionshallen im Osten der Donau-Metropole gefragte Produkte: Kabelbäume für den Automobilzulieferer Continental, Transportkisten für BMW oder Teile von LED-Leuchten für den Lampen-Riesen Osram. Fast drei Jahrzehnte nach der Gründung als kleine Initiative gibt retex heute Menschen mit Handicap in ganz Ostbayern eine echte Perspektive am Arbeitsmarkt.
Die Liste der gefragten Dienstleistungen der Regensburger retex-Werkstatt ist lang: Sie reicht vom Catering- und Brotzeitservice über die Montage von Bauteilen für Industriebetriebe bis zur Verpackung von Waren für den Massenversand.
Die Vorproduktion von Bekleidung auch für namhafte Designunternehmen gehört ebenfalls zum Geschäft. Eine hauseigene Großküche liefert täglich rund 400 vollwertige Mittagessen an Kindergärten, Schulen und Firmen in der Region. Die retex-Mitarbeiter arbeiten bei Bedarf auch außerhalb der Werkstätten etwa im Bereich Montage, Verpackung, Lagerarbeiten oder Fahrzeugpflege.
Als die Regensburger Initiative zur Schaffung von Arbeitsplätzen für psychisch kranke und behinderte Menschen (retex) 1985 mit ein paar Mitstreitern auf wenigen Quadratmetern mit dem Recycling von Altkleidern in der Regensburger Altstadt startete, ahnten die Verantwortlichen nicht, dass ihr Verein einmal zum Vorbildprojekt in der Arbeit mit Behinderten werden würde.
Inzwischen ist retex Träger von modernen Sozial- und Dienstleistungsunternehmen in Regensburg und Passau, in denen über 300 Menschen mit Handicap eine neue Lebensperspektive finden. Retex ist zugleich die älteste Rehabilitationseinrichtung dieser Art in Bayern. Das Ziel: psychisch kranken und behinderten Menschen einen dauerhaften und sinnvollen Arbeitsplatz zu bieten und sie - wenn möglich - für eine Arbeit auf dem "freien Markt" zu qualifizieren.
Die vielbeschäftigten retex-Betriebe tragen sich zu einem Großteil selber, der Rest wird über Zuschüsse und Spenden finanziert. Mit 400 Euro liegt der Monatslohn für die Beschäftigten mit Handicap rund beim Doppelten dessen, was durchschnittlich in deutschen Behindertenwerkstätten an Lohn erwirtschaftet wird. Doch die retex-Betriebe sind weit mehr als nur ein Kostenfaktor. Denn die Erfahrung der Initiative zeigt: Sinnvolle Arbeit hilft auch Menschen mit Handicap gesund zu bleiben und gibt Stabilität im Leben.