Dienstag, 12. März 2013

Blühende Geschichte in 100.000 Archiv-Mappen

Die Regensburgische Botanische Gesellschaft ist die älteste Botaniker-Vereinigung der Welt. Prominente Mitglieder, eine Jahrhunderte alte Bibliothek und ein Archiv seltenster Pflanzen begründen ihren Mythos.

Regensburg (obx) - König Ferdinand von Portugal, Johann Wolfgang von Goethe und Loki Schmidt haben eines gemeinsam: Alle waren sie Mitglieder der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft, der ältesten noch bestehenden Botaniker-Vereinigung der Erde. Die "Schatzkammer" der 1790 gegründeten Gesellschaft ist ihr einzigartiges Herbarium - mehr als 100.000 Mappen mit getrockneten Pflanzen längst vergangener Zeiten sind dort akribisch archiviert. Nach über 220 Jahren sind die Regensburger Botaniker heute lebendiger denn je: Mit mehr als 600 Mitgliedern rund um den Globus, neuester Forschung und aktivem Pflanzenschutz.

Wissenschaftler und Förderer aus Europa, den USA und Australien gehören heute zum globalen Netzwerk der altehrwürdigen Regensburgischen Botanischen Gesellschaft. So prominent wie viele ihrer ehemaligen Mitglieder sind auch die Räume, in denen die gelegentlichen Treffen der Gesellschaft abgehalten werden: Da sie einst der Fürsten-Familie von Thurn und Taxis ein Grundstück abtraten, haben die Regensburger Botaniker noch heute ein Nutzungsrecht in einigen Schlossräumen.

Herzstück der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft ist ihr Herbarium. Zu den ältesten Pflanzen der einzigartigen Sammlung gehören jene, die der Gründervater und Apotheker David Heinrich Hoppe vor rund 200 Jahren noch eigenhändig pflückte: unschätzbare Werte, fein säuberlich getrocknet und unter perfekten Bedingungen an der Universität Regensburg archiviert.

Ein weiterer Teil des Regensburger "Botanik-Schatzes" ist die umfangreiche Bibliothek der Gesellschaft, die zwischenzeitlich als Dauerleihgabe an die Universität Regensburg übergeben wurde. Sie enthält teils viele Jahrhunderte alte Original-Schriften mit noch von Hand gemalten Bildern der Pflanzenwelt vergangener Zeiten.

Doch trotz ihres stattlichen Alters ruht sich die Regensburgische Botanische Gesellschaft nicht auf ihrer langen Tradition aus. Ihre Mitgliedszeitschrift ist bis heute ein prominentes Forum für neueste wissenschaftliche Veröffentlichungen von Pflanzenkundlern aus aller Welt und in ihrer Bibliothek finden sich regelmäßig die aktuellen Publikationen von etwa 200 Botanischen Gesellschaften rund um den Globus. Im Moosatlas von Deutschland hat die Regensburgische Botanische Gesellschaft die Verbreitung von über 1000 heimischen Moosarten beschrieben.

Schwerpunkt der Forschung ist aber die regionale Pflanzenwelt, sagt Vorsitzender Prof. Dr. Poschlod, der auch Inhaber des Lehrstuhls für Botanik an der Universität Regensburg ist. Auch im Pflanzenschutz ist seine Gesellschaft aktiv: Mit dem Ankauf von vielen Hektar Naturflächen werden Lebensräume seltener Gewächse bewahrt - damit man sie auch in Zukunft noch in voller Blüte und nicht nur getrocknet in einer Mappe findet.