Montag, 4. März 2013

Deutsche Wertarbeit aus dem Knast


Für die Justizvollzugsanstalten in Bayern ist Arbeit der Häftlinge nicht nur Teil der Therapie, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor - Möbel aus der Gefängnis-Werkstatt für den Bayerischen Landtag

Straubing/Regensburg/München (obx) - Hinter Gittern liegt keiner so leicht auf der faulen Haut. Im Jahr 2012 haben die durchschnittlich 12.200 Gefangenen in den 36 Justizvollzugsanstalten des Freistaates Bayern 43,3 Millionen Euro erwirtschaftet. "Damit ist Arbeit nicht nur ein zentrales Behandlungselement im Strafvollzug, sondern zugleich Wertschöpfung", sagt Peter Holzner, der für das Arbeitswesen in den JVA zuständige Referent im Bayerischen Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Die in den Haftanstalten produzierten Waren sind qualitativ hochwertig. Die Zusammenarbeit mit externen Betrieben basiert meist auf langjährigen guten Kooperationen. "Das macht die Beschäftigung relativ krisenfest und selbst gegenüber Billiglohnländern konkurrenzfähig", sagt Gunther Zettl, Leiter der Arbeitsverwaltung der JVA Straubing.

Die JVA Straubing ist nicht nur das größte Gefängnis in Ostbayern, sondern bayernweit auch das mit der größten Arbeitsverwaltung. Derzeit betreiben hier hinter Gittern sechs externe Firmen eigene Arbeitsstätten. Dazu kommen laut Zettl 23 Eigenbetriebe in nahezu sämtlichen Bereichen des Handwerks, geleitet von eigenen, engagierten Mitarbeitern.

Gefertigt werden im Straubinger Knast auch qualitativ sehr hochwertige Produkte. "Im vergangenen Jahr haben wir unter anderem Möbel für den Bayerischen Landtag und die Bayerische Staatskanzlei gefertigt", berichtet Zettl und erwähnt nicht ohne Stolz, dass in den Gefängniswerkstätten zusammen Einnahmen in Höhe von etwa 6,3 Millionen Euro erzielt wurden - Geld das unmittelbar in den bayerischen Staatshaushalt fließt.

Grundsätzlich sind alle Gefangenen zur Arbeit verpflichtet, erklärt Peter Holzner vom Justizministerium. Da mehr als 50 Prozent der Gefangenen vorher noch nie gearbeitet hätten, stelle regelmäßige Beschäftigung auch einen Teil der Resozialisierung dar. Um moderne Arbeitsplätze zur Verfügung stellen zu können, hat der Freistaat in den letzten zehn Jahren 40 Millionen Euro in die Sanierung, Ausstattung und den Neubau der JVA-Arbeitsstätten investiert.

Die meisten Häftlinge nutzen die ihnen gebotene Gelegenheit, um entweder einer Arbeit nachzugehen oder eine Ausbildung zu machen. So erlernten allein im Jahr 2011 in Bayern 5000 Häftlinge einen anerkannten Ausbildungsberuf, machten eine sonstige berufliche Ausbildung oder eine außerberufliche Fortbildung wie etwa einen Computerkurs. In der Ausbildung stark engagiert ist die Justizvollzugsanstalt Amberg. Zwei zentrale Ausbildungsstätten für Gefängnisse in ganz Bayern - für Schreiner und Maler - finden sich hier. Zehn Schreiner und zwölf Maler schließen jedes Jahr die zweijährige Ausbildung mit Erfolg ab.

"In erster Linie wollen wir unseren Gefangenen Fertigkeiten und Fähigkeiten vermitteln, die ihnen später wirklich weiter helfen", betont Georg Smarzly, Leiter der Arbeitsverwaltung in der JVA Amberg. Das sei in den letzten zehn Jahren aber immer schwieriger geworden, weil Gefangene mit beruflichen Vorqualifikationen immer seltener werden. Die meisten arbeitenden Häftlinge seien motiviert und empfänden selbst die Wertigkeit ihrer Arbeit, heißt es aus JVA-Kreisen. Momentan könne fast allen arbeitswilligen Gefangenen eine Beschäftigung zugewiesen werden.
Während bayernweit die Beschäftigungsquote in Gefängnissen im Jahr 2011 bei 50,63 Prozent lag, kann die JVA Straubing derzeit auf eine Quote von 70 Prozent verweisen. Von 803 Häftlingen gehen 560 einer Arbeit nach. In der JVA Amberg mit ihren 620 Gefangenen liegt die Quote bei 55 Prozent. Als Tageslohn erhalten die bayerischen Gefangenen laut Ministerium im Jahr aktuell in der Regel pro Tag 11,64 Euro, und pro Stunde 1,46 Euro.

Über das erarbeitete Geld dürfen die Häftlinge aber nicht nach Belieben verfügen. Drei Siebtel können für den Hauseinkauf verbraucht werden, vier Siebtel werden gespart. Schließlich ist in der Regel auch die Zeit hinter Gittern einmal vorbei.