Mittwoch, 20. März 2013

Ostbayerische Handwerkskunst schenkt den Glocken von Notre-Dame neuen Klang

Ein niederbayerisches Schmiede-Werk fertigt Glocken-Klöppel für Kirchen und Klöster rund um den Globus - und jetzt sogar für die weltberühmte Pariser Kathedrale "Notre-Dame".

Anzenkirchen (obx) - Glockenklöppel aus Niederbayern lassen heute die Turmglocken von Kirchen und Klöster in der ganzen Welt läuten. Zu seinem 150-jährigen Jubiläum hat das Rottaler Hammerwerk jetzt einen ganz besonderen Auftrag erhalten: die Lieferung neuer Klöppel für die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame in Paris.

Das französische Wahrzeichen bekommt anlässlich seines 850-jährigen Bestehens ein neues Geläut. Aus gutem Grund viel die Wahl der Auftraggeber dabei auf das Rottaler Hammerwerk. Die Traditionsschmiede ist bereits seit rund 60 Jahren auf die Fertigung großer Glockenklöppel spezialisiert und eine der vier letzten Klöppel-Schmieden in ganz Deutschland.

Ob die Dome zu Münster, Ulm, Salzburg und Passau oder die Münchner Frauenkirche - in vielen altehrwürdigen Gotteshäusern geben heute Glocken-Klöppel aus dem niederbayerischen Anzenkirchen den Ton an. Seit 1863 rattern im Rottaler Hammerwerk der Familie Wensauer ununterbrochen die Schmiedehämmer. Doch die neun neuen Klöppel für Notre-Dame in Paris sind selbst für den 150 Jahre alten Traditionsbetrieb etwas ganz Besonderes.

Schon seit 850 Jahren rufen die weltbekannten Glocken von Notre-Dame die Gläubigen zum Gebet. Doch bereits 1791 fiel der Großteil des ursprünglichen Geläuts der Französischen Revolution zum Opfer und wurde eingeschmolzen. Die späteren Ersatzglocken waren von schlechter Qualität. Deshalb werden zum großen Jubiläum von Notre-Dame bald neun neue Kirchenglocken für rund zwei Millionen Euro das Pariser Wahrzeichen mit Klöppeln aus Niederbayern zum Klingen bringen.


In nur rund zwei Wochen hat Schmied Martin Wensauer mit zwei Kollegen die teils gigantischen Klöppel gefertigt: Der Größte ist knapp zwei Meter lang und wiegt rund 220 Kilogramm. Bei der Klöppel-Produktion werden die "Rohlinge" aus speziellen Stahlstangen im Koksofen erhitzt und anschließend von Hand oder mit einer Maschine geführt unter einem mechanischen Hammer bearbeitet.

"Wir verwenden einen besonders weichen Stahl, damit die Glocken durch den Klöppel-Schlag nicht beschädigt werden", sagt Martin Wensauer. Ausmaß und Gewicht der Klöppel müssen exakt auf die Glocke abgestimmt sein, damit am Ende jeder Ton sitzt.

Vor über 100 Jahren trieben noch Wasserräder die Schmiede-Hämmer im Rottaler Hammerwerk an. Heute wird mit der Wasserkraft der Strom produziert, mit dem die Hämmer laufen. Im vergangenen Jahr wurden in Anzenkirchen rund 1300 Klöppel mit einem Gesamtgewicht von gut 28 Tonnen gefertigt - der kleinste Klöppel wog ein halbes Kilo, der größte sagenhafte 324 Kilogramm.

Wenn am kommenden Samstag (23.3.) das erste Mal die neuen Glocken von Notre-Dame erklingen, wird auch Schmied Martin Wensauer in Paris sein - und dem Klang seiner neuen Klöppel lauschen.