Heidelberg. Jedes Jahr erleiden gut eine Viertelmillion Deutsche einen Schlaganfall. In spezialisierten "Stroke Units" versuchen Mediziner den Betroffenen möglichst rasch zu helfen, um schlimmere Folgen zu verhindern. Welche Verfahren sie dabei einsetzen, berichtet der Neurologe Joachim Röther in der neuen Ausgabe von Gehirn und Geist (4/2013).
Aus: Gehirn und Geist, April 2013
Gefährliche Entzündung Wird ein Hirnbereich etwa durch ein Gerinnsel oder ein geplatztes Gefäß von der Blutzufuhr abgeschnitten, kommt es zum Schlaganfall. Je länger die Sauerstoffversorgung des betroffenen Hirnareals anhält, desto größer das Risiko bleibender Folgen. Mediziner kennen inzwischen verschiedene Methoden, die den Schaden binnen kürzester Zeit einzudämmen helfen.
Traditionell erhalten Schlaganfallpatienten meist Actilyse, ein Thrombolytikum, das den Blutpfropf auflöst. "Ein verstopftes Gefäß kann aber auch mittels mechanischer Thrombektomie frei geputzt werden", erklärt Röther."Dabei schieben die Ärzte einen Mikrokatheter über die Beinarterie in der Leiste bis in die verstopfte Hirnarterie des Patienten". Dort werde der Thrombus durchstoßen und abgesaugt.
In etwa 20 Prozent der Fälle ist die Ursache des Schlaganfalls jedoch kein verstopftes Hirngefäß, sondern ein geplatztes Aneurysma. Wenn solch eine "Aussackung" der Arterienwand platzt, kommt es zur Hirnblutung. Verhindert werden kann das mit einem Clipping, bei dem das Aneurysma per Klemme verschlossen wird. Alternativ bietet sich die Coiling-Methode an, bei der eine Platinspirale in die Gefäßaussackung ausfüllt und verschließt.
Der Kampf gegen einen Schlaganfall ist immer ein Wettlauf mit der Zeit: Je später die Behandlung einsetzt, desto höher das Risiko bleibender Beeinträchtigungen. In der Rehabilitationsklinik lernen die Betroffenen im Anschluss, mit den körperlichen und psychischen Folgen des Schlaganfalls umzugehen und verloren gegangene Funktionen möglichst zu kompensieren.