Montag, 13. Mai 2013

Bayerns Gestein des Jahres: Das "weiße Gold" der Oberpfalz

Ob für Porzellan, Papier oder Arzneimittel: Kaolin ist ein seltener und weltweit begehrter Rohstoff. In der Oberpfalz lagert eines der größten Vorkommen Europas.

Hirschau/Schnaittenbach - Es macht unser Papier weiß und ist der Grundstoff für das weltberühmte Meißener Porzellan - Kaolin ist ein rund um den Globus heißbegehrter Rohstoff. Die Verwendung des seltenen Minerals ist vielfältig: Auch als "Sonnenschutzmittel" für Plantagen-Äpfel oder in Arzneimitteln wird Kaolin gebraucht. Eine der bedeutendsten Lagerstätten des "weißen Goldes" in Europa liegt in der Oberpfalz. Am Standort Hirschau-Schnaittenbach (Landkreis Amberg-Sulzbach) wird seit rund 180 Jahren Kaolin gefördert und in die ganze Welt exportiert. Etwa 900 Menschen sind in der Region im Tagebau beschäftigt. Jetzt hat das Bayerische Landesamt für Umwelt das "weiße Gold" der Oberpfalz zum Gestein des Jahres gekürt: Als Auszeichnung für die gelungene Entwicklung in der Region.

Weithin sichtbares Wahrzeichen für den Kaolin-Abbau in der Oberpfalz ist der "Monte Kaolino", ein 120 Meter hoher Berg aus überschüssigem Quarzsand aus dem Tagebau. Hier vergnügen sich heute Sandskifahrer auf einer rasanten Abfahrt auch bei sommerlichen Temperaturen. Der Berg gilt als wegweisend für eine verstärkt touristische Nutzung der Tagebau-Region nach dem Ende der Rohstoffvorräte.

"In Hirschau ist es in beeindruckender Weise gelungen, Bergbauspuren für Freizeit und Natur gleichermaßen attraktiv zu machen", sagte der Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, Roland Eichhorn, anlässlich der Auszeichnung der Kaolin-Städte Hirschau und Schnaittenbach sowie des Vereins Geopark Kaolinrevier.

Doch bis die Vorräte des Oberpfälzer Kaolins tatsächlich aufgebraucht sind, könnte es noch rund 40 Jahre dauern, schätzen Experten. Die Amberger Kaolinwerke gehören heute zu den weltweit größten Produzenten und fördern als Teil der Quarzwerke Gruppe seit über 100 Jahren das "weiße Gold" der Oberpfalz. Die über 2 Millionen Tonnen abgebauter Roherde pro Jahr enthalten neben wertvollen Quarzsanden fast 400 Tonnen Kaolin.

Über 50 Prozent des weißen Minerals wird zur Veredelung von Papier mit hohen Weiße-Graden und großer Farbtreue gebraucht. Ein gutes Viertel der Produktion dient als Grundstoff für die Keramik-Industrie. Kaum ein namhafter Geschirr-, Sanitärartikel-, Fliesen- oder Ofenkachelhersteller verzichtet auf Kaolin aus Ostbayern.

Je nach Qualität und Verarbeitung des weichen Minerals variieren die Eigenschaften der Produkte: von der superweißen Geschirr-Keramik bis zur Sanitär-Keramik mit optimaler Scherbenbildung im Fall der Fälle. Auch die Preisspannen für das "weiße Gold" sind groß: von rund 80 Euro pro Tonne Kaolin als Füllstoff für die Papierindustrie bis zu etwa 1.000 Euro pro Tonne für hochwertige Produkte in der Pharmabranche.

Seinen Namen hat das Kaolin vom chinesischen Ortsnamen "Gaoling" (hohe Bergkette), wo der seltene Rohstoff zuerst gefunden wurde. In der Oberpfalz begann der Abbau des wertvollen Minerals 1833 für die Porzellanherstellung. Heute ist Kaolin ein Industriemineral mit zahlreichen Anwendungen.

Der Oberpfälzer Kaolin entstand vor rund 250 Millionen Jahren. Damals beherrschte ein flaches Meeresbecken den Raum um Hirschau und Schnaittenbach. Flüsse aus dem umgebenden Hochland schwemmten Körner aus Feldspat in das Becken. Diese verwitterten allmählich zu Kaolin.