Mittwoch, 8. Mai 2013

Was steckt im Handy?

Heidelberg. Gold, Platin, Kupfer und Wolfram: In jedem Mobiltelefon stecken kleine Mengen dieser kostbaren Metalle. In der modernen Elektronik werden daraus Mikroprozessoren, Kontakte und Leiterplatten hergestellt. Doch auch weniger bekannte Elemente wie Tantal oder Indium werden benötigt – insgesamt bis zu 40 verschiedene Metalle. Oft werden die Rohstoffe aus armen Ländern importiert. Um sicherzustellen, dass sie legal abgebaut wurden, haben nun Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover einen neuen Test entwickelt. Darüber berichtet das Jugendmagazin "Spektrum neo" in seiner neuesten Ausgabe mit dem Titel "Unsere Erde".

Aus: Spektrum neo, Nr. 5, Unsere Erde


Für Tantal etwa bauen die ostafrikanischen Staaten gerade gemeinsam ein System auf, das per Strichkode anzeigt, aus welcher Mine eine Lieferung stammt. Mit Hilfe eines "Vaterschaftstests" für Tantal können Wissenschaftler nun prüfen, ob die Zusammensetzung des Erzes – sein chemischer Fingerabdruck – mit der angegebenen Region übereinstimmt. So soll ein Missbrauch des Systems verhindert werden. Denn Tantal stammt oft aus der Demokratischen Republik Kongo, wo seit über 15 Jahren Bürgerkrieg herrscht. Rebellen und Banditen bringen oft kleine Minen im Osten des Landes unter ihre Kontrolle und beuten die Arbeiter, darunter viele Kinder, rücksichtslos aus. Mit dem Geld aus dem Verkauf der Metallerze finanzieren sie Waffen, Munition und Ausrüstung. Der Hunger nach Rohstoffen wie Gold, Tantal, oder Zinn macht Mensch und Natur in verschiedenen Regionen der Welt zu schaffen. Am einfachsten ließe sich die Situation dadurch verbessern, dass weniger Rohstoffe verbraucht werden: Indem Handys und Spielekonsolen länger genutzt und nach Ablauf ihrer Lebensdauer wieder recycelt werden.

Zum Hintergrund: Eigentlich könnte die Demokratische Republik Kongo das reichste Land Afrikas sein: Dort gibt es riesige Bodenschätze wie Diamanten, Gold, Kupfer und Coltan. Doch seit 1996 tobt im Osten des Kongo ein grausamer Bürgerkrieg, und die Region fällt ins Elend. Bis heute kämpfen verfeindete Gruppen um die Macht. Dabei kommen die Bodenschätze wie Coltan ins Spiel: Trupps aus den Nachbarstaaten wie Ruanda und Uganda, aber auch Regierungstruppen sowie einheimische Rebellen haben es auf diese Reichtümer des Kongo abgesehen. Um die Menschen gefügig zu machen, schrecken sie auch vor Massenvergewaltigungen und Morden an der unbeteiligten Bevölkerung nicht zurück. Sie lassen Erwachsene und Kinder für sich in den Minen schuften und reißen sich schließlich die wertvollen Rohstoffe unter den Nagel.

Seit einigen Jahren prangern Menschenrechtsorganisationen diese schrecklichen Verhältnisse in den Minen im Ostkongo an. Die Kampagne "Kein Blut an meinem Handy" belgischer Menschenrechtsgruppen hat am Ende erreicht, dass zunächst die USA die Einfuhr von Tantal aus dem Kongo verboten, weil sie sich nicht mitschuldig machen wollten. Elektronikhersteller aus allen anderen Ländern zogen nach. Doch noch immer ist die Situation in der Region verheerend.