Montag, 10. Juni 2013

BMW "backt" in Ostbayern das Auto der Zukunft

Die BMW AG bereitet im ostbayerischen Wackersdorf und in Landshut unter Hochdruck die Serienfertigung ultraleichter Karbon-Karosserien für die Autos von morgen vor. Noch in diesem Jahr soll bei dem bayerischen Premium-Autohersteller das weltweit erste Elektroauto mit Karbonkarosserie in Großserie vom Band rollen.

Wackersdorf/Landshut (obx) - Elektroautos gelten noch immer als Maßstab für Umweltfreundlichkeit im Autobau. Ungelöstes Problem ist das Gewicht der Batterien zur Stromspeicherung. Superleichte Karosserien und Bauteile könnten helfen, den Nachteil auszugleichen. BMW setzt dabei auf extrem leichte und dennoch "stahlharte" Karosserien aus Karbon-Fasern, die die Reichweite der schweren Elektro-Akkus erhöhen. BMW ist hier Vorreiter. Die Fertigungszentren für die Karbonkomponenten liegen in Ostbayern. In den BMW-Werken in Wackersdorf und Landshut ist die Serienfertigung von Karbon-Bauteilen für die neuen Hightech-Karosserien bereits angelaufen. Das erste weitgehend aus Karbonwerkstoffen gefertigte Auto soll Ende 2013 vom Band rollen.

Vor allem in Wackersdorf, dort wo in den achtziger Jahren Politik und Energiewirtschaft das Projekt einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage in den Sand setzten, entwickelt BMW heute für den Gesamtkonzern Technologien für die Mobilität von morgen. Im Innovationspark Wackersdorf veredelt der Konzern zusammen mit einer Spezialfirma Karbon-Fasern so, dass sie in Serie zu ultraleichten Auto-Karosserien geformt werden können.

Statt Stahlpressen laufen in Wackersdorf dazu Spulen, die eher an eine Textilfabrik erinnern. Mit den Spulen werden die Karbon-Fasern zu weichen grauen Matten geformt. Vermischt mit Kunstharz werden diese Matten im BMW-Werk Landshut zu "stahlharten" und federleichten Karosserieteilen "verbacken". Im Sommer sollen die in Ostbayern produzierten Hightech-Karosserieteile in die Produktion des ersten rein elektrisch angetriebenen BMW i3 gehen, der dann in Leipzig montiert wird.

Karbon ist reinster Kohlenstoff und wiegt trotz gleicher Stabilität nur rund die Hälfte von Stahl. Aluminium spart dagegen nur etwa 30 Prozent an Gewicht. Außerdem punktet Karbon mit Rostfreiheit und Langlebigkeit. Vor ihrer Verarbeitung hat eine einzelne Karbon-Faser lediglich ein Zehntel des Durchmessers eines menschlichen Haares.

Hat sich der innovative Werkstoff im Flugzeugbau, bei Formel-1-Autos oder bei Sportgeräten wie Fahrrädern, Ski und Tennisschlägern bereits bewährt, steht der Beweis der Eignung für die Serienfertigung im Autobau noch aus.

Rund 60 Millionen Euro und etwa 200 Arbeitsplätze hat BMW bisher in die Karbon-Produktion in Ostbayern investiert, doch das soll nur ein Anfang sein. Ende des Jahres will der Autohersteller mit dem BMW i3 die Probe aufs Exempel starten. Gelingt es dem Konzern, die Massentauglichkeit des faszinierenden Werkstoffs in der Praxis zu beweisen, könnte BMW in Ostbayern ein neues Zeitalter der Mobilität einläuten - mit Elektroautos aus Karbon.