Doch nicht nur die US-Amerikaner litten an den Folgen von 9/11. "Ländergrenzen spielen keine Rolle", so Kühner weiter. "Alles hängt davon ab, wie sehr sich jemand mit einem Ereignis identifiziert oder ob er das Gefühl hat: ‚Das hätte mir auch passieren können.’" Und so könne etwa ein Texaner die Terroranschläge vergleichsweise gut wegstecken, während ein Japaner, der vielleicht einige Jahre in New York gelebt hat und sich der Stadt besonders verbunden fühlt, psychisch mehr davon mitgenommen wird.

Laut Kühner haben Katastrophen wie Terroranschläge oder Amokläufe meist besonders gravierende Auswirkungen auf die Psyche: "Traumatisierungen, die dadurch entstehen, dass einem ein anderer Mensch etwas antut – sei es Vergewaltigung, Entführung oder Folter –, beschädigen die Opfer viel stärker und nachhaltiger als Traumata, die eher als Unglück erlebt werden, wie etwa Naturkatastrophen." Forscher bezeichnen solche Katastrophen auch als "Man-made Disasters".

Um den Betroffenen bei der Traumabewältigung zu helfen, seien gemeinsame Rituale wie öffentliche Trauerfeiern und Gedenktage wichtig. Auch die rechtliche Aufarbeitung kann helfen, wenn es – etwa wie etwa im Falle des Amokläufers Anders Breivik – einen Schuldigen gibt, den man vor Gericht stellen kann. Von Feinbildern rät die Expertin dagegen ab: "Aus meiner Sicht hilft Solidarität mehr."