Aus: Gehirn und Geist, September 2013
Heidelberg - Kinder mit Legasthenie können bei rechtzeitiger Unterstützung in
der Schule gut zurechtzukommen. Nun wollen Forscher die Veranlagung zu einer
Lese-Rechtschreib-Störung schon bei Vierjährigen per EEG feststellen, berichtet
das Magazin Gehirn und Geist in seiner neuen Ausgabe (9/2013).
Am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig untersucht ein Team um Jens Brauer derzeit rund 300 Kinder zwischen drei und zehn Jahren, von denen enge Verwandte eine Lese-Rechtschreib-Störung haben. Per Elektroenzephalografie (EEG) messen die Forscher die Gehirnaktivität der Kinder, während eine Frauenstimme minutenlang eine bestimmte Silbe wiederholt, die ab und zu von einer zweiten, ähnlich klingenden abgewechselt wird.
Etwa 430.000 Schulkindern in Deutschland leiden an Legasthenie, darunter fast doppelt so viele Jungen wie Mädchen. Die Kinder lesen Texte sehr langsam oder fehlerhaft, lassen Wörter weg oder fügen andere hinzu. Beim Schreiben verwechseln sie häufig ähnliche klingende Buchstaben. Auch die Groß- und Kleinschreibung ist für sie eine Hürde. Die Störung tritt in bestimmten Familien gehäuft auf. Hat ein Elternteil Legasthenie, ist in mehr als 40 Prozent der Fälle eines der Kinder betroffen. Mehr als eine Hand voll Genorte wurde schon identifiziert. Bisher lässt sich mit den molekulargenetischen Befunden aber noch keine Diagnostik betreiben. Dennoch hat Legasthenie überwiegend biologische Ursachen.