In der Septemberausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" betont die Heidelberger Wissenschaftsautorin und Biologin Ursula Loos, dass eine Akzeptanz der Wölfe nur gelingen kann, wenn bei den Managementplänen alle Interessengruppen einbezogen werden – selbstverständlich auch Ökobauern, die ihre Tiere auf der Weide halten.

Einige amerikanische Nationalparks haben mit Wölfen viel mehr Erfahrung. Das aus dem Gleis geratene Ökosystem des Yellowstone-Schutzgebiets scheint stark davon zu profitieren, dass dort Mitte der 1990er Jahre wieder einige Wolfsrudel angesiedelt wurden, die sich seitdem vermehrt und ausgebreitet haben. Die Baumbestände etwa erholen sich, seit die Bestände von Bisons und Wapitis – großen Rothirschen – kleiner geworden sind.

Aber weder die Bisons noch die Wölfe halten sich an die Nationalparkgrenzen, wie die amerikanische Forscherin Pat Shipman in derselben Ausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" beschreibt. Anwohner des Parks, die Farmen betreiben, haben auch dort oft keine Familienerinnerung mehr an den früheren Umgang mit den Raubtieren, obwohl der nur wenige Generationen zurückliegt, und müssen ihn neu lernen. Wie bei uns sind die Meinungen geteilt, Wölfe auf dem eigenen Land zu dulden oder abzuschießen, was in den USA unter bestimmten Bedingungen möglich ist.

In Deutschland scheinen die empfohlenen Maßnahmen bereits zu greifen. So fallen in der Lausitz immer weniger Schafe und Ziegen Wölfen zum Opfer, obwohl deren Anzahl in dem Gebiet zunimmt. Wie Loos schreibt, fressen sie nachweislich bei uns überwiegend Wild, großenteils Rehe.