Montag, 19. August 2013

Regensburger Hightech "versilbert" die Smartphones der Zukunft

Forscher aus der Donau-Metropole haben winzige Silberdrähte für die kostengünstigere Produktion berührungsempfindlicher Handy-Bildschirme entwickelt - viele weitere Anwendungen für die Nano-Drähte aus Silber


Regensburg (obx) - Das Smartphone gehört längst zum Alltag, doch der Markt für die intelligenten Helfer ist noch lange nicht gesättigt. Ein Problem für die Hersteller: Bisher wird für die Produktion der berührungsempfindlichen Bildschirme von I-Phone und Co. der sehr seltene Rohstoff Indium benötigt. Das Regensburger Unternehmen rent a scientist hat winzige Nano-Silberdrähte als günstige Alternative für die Herstellung von Touchscreens entwickelt. Eine neue Kooperation mit einem internationalen Rohstoff-Konzern soll den patentierten Regensburger Silber-Drähten jetzt zum weltweiten Durchbruch verhelfen. Außer in Handy-Bildschirmen könnten die Nano-Drähte bald auch in modernen Solarzellen, zum Beheizen von Autoscheiben und vielem mehr eingesetzt werden.

Vermutlich noch in diesem Jahr soll ein erstes Handy auf den Markt kommen, das mit der neuen Regensburger Technik "versilbert" ist, sagt Adi Parzl, einer von drei geschäftsführenden Gesellschaftern der rent a scientist GmbH. Das Unternehmen arbeitet schon lange an der Entwicklung von Nano-Silber für zahlreiche Anwendungen von antibakteriellem Knochenzement für Chirurgen bis zu "versilberten" Viren-Schutzanzügen für Rettungskräfte.

Jetzt soll eine neue Kooperation mit einem global agierenden Rohstoff- und Chemiekonzern dem Regensburger Nano-Silber zum weltweiten Durchbruch verhelfen. Zunächst im Fokus: eine deutliche Kostensenkung bei der Produktion der besonders teuren berührungsempfindlichen Smartphone-Bildschirme. Herkömmliche Touchscreens bestehen aus Glas, das mit Indiumzinnoxid leitfähig gemacht wird. Viel günstiger lässt sich der Stromfluss aber mit Nano-Silberdrähten herstellen. Der Clou: das Nano-Silber eignet sich auch für flexible Oberflächen wie Folien. Der Einsatz von Silber ist dabei extrem gering - mit zehn Gramm Nano-Draht können rund 250 Quadratmeter Folie beschichtet werden.

Künftig sind viele weitere Anwendungsmöglichkeiten für mit Nano-Silberdrähten beschichtete leitfähige Folien möglich: beispielsweise zum Beheizen von Autoscheiben ohne sichtbare Drähte. Da elektrisch leitfähige Flächen auch Wärmestrahlen gut reflektieren, ist der Einsatz der neuen Nanosilber-Folien auch als kühlende Beschichtung für Hausdächer denkbar. Rent a scientist hat dafür bereits ein Netzwerk mit mittelständischen Unternehmen und dem Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) initiiert. Außerdem könnten organische Solarzellen künftig mit Nano-Silberdrähten hergestellt werden, so Adi Parzl. Rent a scientist wird sich in Kürze an einem internationalen Forschungsprojekt der EU zu diesem Thema beteiligen.

Das Regensburger Unternehmen arbeitet schon seit mehr als 10 Jahren an Nanosilber-Technologien und hat heute europaweit eine führende Position auf diesem Gebiet. Derzeit erwirtschaften die 16 Mitarbeiter jährlich rund zwei Millionen Euro Umsatz. Sollte sich die Nanosilber-Technik weltweit durchsetzen, würden sich diese Zahlen wohl bald vervielfachen.