Mittwoch, 4. September 2013

Bärwurz und Enzian: Bayerns Urschnaps ist ein "klarer" Verkaufsschlager

Seit Jahrhunderten brennen die Bayern aus Heilpflanzen einen bekömmlichen Schnaps. Mittlerweile ist der Bärwurz aus dem Bayerwald Bayerns führender "Urschnaps". Besonders in Ostbayerns zahlreichen Schnaps-Museen erwartet die Besucher ein "hochprozentiges Erlebnis".

Deggendorf (obx) - Klar, hochprozentig und wohltuend im Magen: Bärwurz und Enzian sind seit Jahrhunderten die Basis für Bayerns "Urschnaps". Mittlerweile hat sich das Traditionsgetränk zu einem echten Verkaufsschlager bei Touristen aus aller Welt entwickelt. Dabei hat der Bärwurz aus dem Bayerischen Wald inzwischen dem Enzian aus den Alpen den Rang abgelaufen. Ein Schlüssel für den Erfolg des ostbayerischen Wurzel-Destillats: Die Vielzahl der Schnapsmuseen, in denen die Besucher auf den Geschmack gebracht werden. Allein in Ostbayern buhlen rund zehn solcher Museen für Hochprozentiges mit ihrem nostalgischen Ambiente um die Gunst der Käufer - mehr als in jeder anderen Region Deutschlands.

 Bärwurz und Enzian sind schon seit Jahrhunderten für ihre Heilwirkung bekannt und beliebt. Besonders bei Verdauungsproblemen helfen die Wurzelextrakte der seltenen Pflanzen. Schon ab 1600 wird in Bayern aus dem Enzian auch ein bekömmlicher Schnaps gebrannt. Doch seit knapp 100 Jahren hat Bayerns "Urschnaps" eine starke Konkurrenz. Denn 1919 gründete Karl Eckert im niederbayerischen Deggendorf die erste Bärwurz-Destille der Welt und begann mit der Produktion des legendären "Bayerwald-Schnaps".

Noch heute wird in Deggendorf in der historischen "Brennerei zum Bären" und in zahlreichen weiteren Traditionsbrennereien in Ostbayern ein kräftiger Bärwurz gebrannt. Mittlerweile stiehlt der verdauungsfördernde Schnaps aus dem Bayerischen Wald dem hochprozentigen Enzian aus den Alpen längst die Show. Ein Grund: die zahlreichen Schnapsmuseen, mit denen Ostbayerns Brennereien ihre Kunden locken.

Allein die Traditionsbrennerei Penninger aus dem niederbayerischen Hauzenberg bei Passau bietet Genießern sechs Schnapsmuseen in Ostbayern - zum Beispiel in Kirchham bei Bad Füssing, Europas beliebtestem Heilbad. Dort zeigt die Brennerei im historischen Kreuzgewölbe der Hofgarten-Destille über 400 historische Exponate aus der Geschichte der Schnaps-Herstellung - von der Presse bis zum "Kräuter-Labor".

Die Bärwurz steht im Bayerischen Wald heute unter Naturschutz. Für die Schnapsproduktion wird die Pflanze inzwischen gewerblich angebaut. Zur Herstellung des "Bayerwald-Schnaps" wird nur die Wurzel verwendet, die bis zu acht Jahre heranwachsen muss. Gewaschen und zerkleinert werden der Bärwurz mit hochprozentigem Alkohol über mehrere Monate ihre typischen Aromastoffe entzogen. Anschließend wird der Bärwurz-Extrakt in einem Brennkessel erhitzt und destilliert.

Danach reift der Bärwurz in Eichen- oder Stahlfässern bis zu 10 Jahre, um schließlich in der typischen zylinderförmigen Steingutflasche mit frischem Quellwasser auf Trinkstärken zwischen 40 und 50 Prozent Alkohol abgemischt zu werden. Ihren Namen hat die Bärwurz von ihrer Verwendung bei Gebärmutterproblemen. Er ist eine Ableitung von Gebärmutterwurz.