Montag, 16. September 2013

Politische Wahlen: Attraktiv geht vor

Heidelberg. Der Münchner Ökonom Andreas Graefe untersucht, ob äußerliche Kennzeichen wie die Attraktivität von Politikern Wahlen entscheiden können.

Aus: Gehirn und Geist, Oktober

Bei der letzten US-Präsidentschaftswahl sagte ein Forscherteam um Andreas Graefe den Wahlsieger lange im Voraus korrekt vorher. Jetzt übertrug der Ökonom von der Ludwig-Maximilians-Universität in München sein Prognosemodell "PollyVote" erstmals auf die kommenden Bundestagswahlen, berichtet das Psychologiemagazin "Gehirn und Geist" in seiner neuen Ausgabe (10/2013).

Bei den US-Wahlen bezog Graefe unter anderem mit in seine Berechnungen ein, wie attraktiv oder kompetent die Kandidaten wirkten. In Deutschland spielt das Aussehen von Politikern ebenfalls eine Rolle, wie Kölner Soziologen schon bei den NRW-Landtagswahlen 2005 feststellten: Je unansehnlicher die Konkurrenz, desto weiter lagen attraktive Kandidaten vorn – der Unterschied machte bis zu zwei Prozent der Stimmen aus.

Derzeit untersucht Graefe, welche äußerlichen Merkmale das Wahlvolk beeinflussen. Ein Gesicht wirke in der Regel umso anziehender, je durchschnittlicher und symmetrischer es ist, erklärt der Forscher. Ein eher rundliches "Babyface" erscheine dagegen weniger kompetent. Eine Brille bringe zwar Pluspunkte in Sachen Kompetenz, gehe aber zulasten der Attraktivität.


Ein möglicher Nebeneffekt attraktiver Politiker: Bei den Landtagswahlen 2005 in Nordrhein-Westfalen war die Wahlbeteiligung in Kreisen mit gutaussehenden Kandidaten am höchsten. Wie die Kölner Soziologen berichten, stieg mit jedem Punkt auf der Attraktivitätsskala von 1 bis 7 auch die Wahlbeteiligung um gut einen Prozentpunkt.