Montag, 28. Oktober 2013

Für jeden Pfau die richtigen Federn

Finnische Sambaschulen, Weidener Gardemädchen oder auch Münchner Oktoberfestbesucher: Wer sich mit Federn schmücken will wie ein Pfau, bestellt seinen Federschmuck in der Oberpfalz bei Christan Zangl in Cham. Der betreibt in seiner Werkstatt im vorderen Bayerischen Wald eine von nur noch zwei Schmuckfedern-Manufakturen in Deutschland.


Cham (obx) - Als Dieter Hallervorden in einem Federnkostüm Deutschlands Fernsehzuschauer zum Brüllen brachte, war Christian Zangl mit dabei: Er hatte dem Komiker die Federn für seinen gefiederten Anzug geliefert. Bereits in dritter Generation werden in Cham in Handarbeit Federn zu schönen Gestecken, Hutschmuck oder bunten Boas verarbeitet.
                                                               
Momentan läuft die Produktion in Furth im Wald und in Cham auf Hochtouren: der 11.11. rückt näher. Der Karneval steht vor der Tür. Und das bedeutet für Christian Zangl und seine 35 Mitarbeiterinnen viel (Hand-)Arbeit. Gardemädchen und Karnevalsgruppen haben neue Federkostüme, Hutschmuck und Federboas in der Schmuckfedernmanufaktur bestellt, damit sie bei den künftig anstehenden Veranstaltungen in neuen Kostümen und mit extravagantem Federschmuck brillieren können.

China ist überall: auch in der Schmuckfedernproduktion. Die Rohfedern werden größtenteils aus China importiert. "Die Hühnerfedern aus deutscher Massentierhaltung sind unbrauchbar", sagt der Firmenchef. Für die Produktion gefragt sind vor allem auch Straußen-, Fasan- und Truthahnfedern. "Wir halten uns aber strikt an das Washingtoner Artenschutzabkommen", sagt der Meister des gefiederten Körperschmucks.

Die Herstellung des Rohmaterials für Boa & Co. ist recht kompliziert: Die Naturfedern werden maschinell veredelt und dabei mit Lebensmittelfarbe in der hauseigenen Färberei eingefärbt. Mehrere 100 Kilogramm Federn verwandeln sich so pro Tag in ein buntes luftiges Allerlei. Der Kunde ist König: neben Standardfarben erfüllt eine breite Palette Sonderfarben jeden Kundenwunsch. Mit Spaß hat das alles wenig zu tun. Bis zu 100 Federgestecke stellt jede Facharbeiterin pro Tag in Handarbeit her.

Im Jahr 1951 hat Zangls Großvater Josef Reinl die Manufaktur gegründet. Später hat dann Johann Zangl den Betrieb übernommen. Der mittlerweile 73-Jährige Unternehmensgründer kommt täglich im Betrieb vorbei und erinnert sich gerne an ganz andere Zeiten.

In den 50er Jahren wurde noch öfter Hut getragen, mit entsprechendem Federschmuck. Heute müssen die Zangls ihre Produktion breiter aufstellen: Kunden aus ganz Europa wollen nun nicht mehr nur Federn für den Hutschmuck, sondern auch Karnevalsartikel und Schmuckfedern - und auch schon mal Bastelfedern für den Kindergarten.

Extravagante Wünsche finden in der Schmuckfedernmanufaktur in Cham immer ein offenes Ohr. So wie Didi Hallervorden, der innerhalb eines Tages jenes schlagzeilenträchtige Hühnerkostüm geliefert haben wollte.

Und auch Gäste auf einem Aida-Schiff konnten sich dank Zangls Manufaktur wie im Märchen fühlen: Für sie regnete es auf einer Kreuzfahrt eines Tages bunte Federn aus Cham vom Himmel. Tanzsportgruppen, Theater, Werbung, Musikkapellen, Spielmannszüge, Majorett- und Sambagruppen sowie Zirkusdarsteller sorgen heute in der Oberpfälzer Schmuckfedernmanufaktur für Umsatz. Das Alltagsgeschäft von Unternehmer Zangl ist trotzdem alles andere als federleicht. Die Konkurrenz, vor allem jene aus China, schläft nicht. "Unser Vorteil ist die Qualitätsarbeit und die flexible, individuelle Kundenbetreuung", sagt Christan Zangl. Bei ihm bekommt garantiert jeder Gockel die richtigen Federn.