Dienstag, 19. November 2013

Die "Strafzettel-Fabrik" im Bayerischen Wald

Viechtach (obx) - Amtliche Post aus Straubing oder Viechtach verheißt Autofahrern meist nichts Gutes: 2,6 Millionen Mal flatteren bayerischen Verkehrsteilnehmern jedes Jahr von der in Ostbayern ansässigen zentralen "Verkehrssünder-Verwaltung" für ganz Bayern Strafzettel samt Zahlungsaufforderung ins Haus. Erfreulich für die Verkehrssicherheit: Die Zahl der Verkehrsordnungswidrigkeiten hat im letzten Jahr abgenommen. Gut für den Finanzminister: Die Einnahmen des Staats sprudelten trotzdem. Sie lagen 2012 mit rund 120 Millionen Euro in etwa konstant auf Vorjahresniveau.

Ganz sicher ist sie nicht die beliebteste Behörde im Freistaat: die Zentrale Bußgeldstelle (ZBS) in Viechtach (Kreis Regen). Gleiches gilt für die Zentrale Verkehrsordnungswidrigkeitenstelle in Straubing, die letztendlich die Bußgeld- und Verwarnungsgeldbescheide für beide Behörden verschickt. 2,6 Millionen waren es im letzten Jahr, also rund 10.000 pro Arbeitstag. Sie setzen sich zusammen aus rund 2,1 Millionen Verwarnungen bis maximal 35 Euro und mehr als eine halbe Millionen Bußgeldbescheide mit Strafen von über 40 Euro.

Rund drei Millionen Vorgänge werden von den Mitarbeitern der beiden Behörden jedes Jahr bayernweit bearbeitet - das ist in etwa die Zahl der Verkehrsordnungswidrigkeiten, die auf Bayerns Straßen derzeit pro Jahr festgestellt wird. Im vergangenen Jahr ist die Arbeit der beiden Dienststellen etwas weniger geworden: 2012 wurden insgesamt 881.330 Bußgeldbescheide erlassen. Das brachte dem Staat 85,6 Millionen Euro in die Kasse, etwas weniger als noch 2011, aber das ist immer noch der zweithöchste Wert in der Geschichte der zentralen Bußgeldstelle. Die Einnahmen bei den Verwarnungen nahmen um knapp zwei Prozent auf 33,89 Millionen zu. Wobei die Einzelsumme pro Strafzettel von 17,47 auf 18,49 Euro stieg.

Große Hoffnungen auf Einstellung eines Verfahrens nach Einspruch brauchen sich Beschuldigte auch weiterhin kaum machen. Die Quote der Einstellungen liegt mit 2,23 Prozent seit Jahren konstant niedrig.

Konstant rückläufig ist dagegen die Zahl der verhängten Fahrverbote. Bereits 2010 lag das Minus bei 17 Prozent. 2011 ging die Zahl der zeitweisen Führerscheinsicherstellungen auf 73.859, und 2012 nochmals auf 69.912 Fälle zurück. Wie in den Jahren zuvor entfällt dabei der überwiegende Teil auf Geschwindkeitsübertretungen (54 Prozent), auf Alkohol- und Drogendelikte (21 Prozent) und auf zu geringen Abstand (16,7 Prozent).

Die Bearbeitung der ca. eine Millionen Bußgeldverfahren jährlich erfordert einen beträchtlichen Organisationsaufwand. Nur durch die Bündelung der Verfahren zentral in Viechtach und Straubing und massiven Computereinsatz ist es möglich, Kosten und Personalaufwand für die Abwicklung der Verfahren und damit letztendlich die tatsächlichen Einnahmen des Staates in optimalem Verhältnis zu halten. Immerhin haben in der Zentralen Bußgeldstelle 200 Mitarbeiter einen sicheren, von jeder Konjunkturschwankung unabhängigen Arbeitsplatz.