Mittwoch, 20. November 2013

Komet ISON im Anflug

Aus: Sterne und Weltraum, Dezember 2013


Heidelberg. Er könnte einer der ganz großen Kometen der letzten Jahrzehnte werden. Fach- und Hobbyastronomen verfolgen seine Entwicklung schon seit vielen Wochen. Allerdings war bisher frühes Aufstehen angesagt, denn der Komet ISON ist am Morgenhimmel zu sehen. Einige Zeit vor Sonnenaufgang steht er im Sternbild Jungfrau über dem östlichen Horizont und ist bereits so hell, dass er mit einem kleinen Fernglas gut zu sehen ist. Auf Fotografien zeigt er einen langen Gasschweif, der aktuell eine Winkelausdehnung von sieben Grad erreicht hat. Das entspricht dem Vierzehnfachen des Vollmonddurchmessers.

Doch in den nächsten Tagen nähert sich ISON der Sonne weiter an. Am 28. November wird er in etwa ein Grad Abstand, entsprechend einem Sonnendurchmesser, an unserem Tagesgestirn vorbeiziehen. Da sich der Komet durch die extreme Sonnennähe stark aufheizt und dann große Mengen an Gas und Staub von seiner Oberfläche abströmen, könnte er unter Umständen für einige Stunden so hell werden, dass er trotz der Nähe zum gleißenden Licht der Sonne am Taghimmel sichtbar sein wird.

Papiermodell: Die Bahn des Kometen ISON durch das innere Sonnensystem lässt sich am besten anhand eines räumlichen Modells illustrieren. In wenigen Minuten selbst gebastelt ist ein Papiermodell, das die NASA entwickelt hat und von Sterne und Weltraum in deutscher Beschriftung kostenfrei zum Downloadangeboten wird: www.sterne-und-weltraum.de/artikel/1212297

Von der Öffentlichkeit ist Komet ISON bisher weitgehend unbemerkt geblieben. Das liegt zum einen an der frühen Uhrzeit seines Aufgangs, zum anderen an dem grauen Novemberwetter, das mit Hochnebel und Wolken über großen Teilen Deutschlands den Blick auf ISON verwehrt.

Aber sicher ist das keineswegs. Denn: "Das Einzige, was wir präzise vorhersagen können, ist die Bahn am Himmel", sagt Dr. Uwe Reichert, Chefredakteur der Zeitschrift Sterne und Weltraum. "Die Helligkeitsentwicklung können wir nur anhand von Erfahrungen abschätzen. Das ist gerade bei ISON etwas heikel, da er zum ersten Mal in Sonnennähe gerät." Deshalb ist unbekannt, wie viel leichtflüchtige Substanzen der Kometenkern enthält und ob er überhaupt die extreme Annäherung an die Sonne übersteht. Immerhin ist er dabei starken Gezeitenkräften ausgesetzt, die ihn zerreißen können. "Kometen sind sozusagen die Überraschungseier des Universums – niemand weiß vorher, was in ihnen steckt", so Reichert, der bereits viele dieser Schweifsterne selber beobachtet hat. "Manche Kometen werden weniger hell als zuvor erwartet, andere wiederum steigern ihre Helligkeit binnen weniger Stunden um ein Vielfaches."

Die weitere Entwicklung von Komet ISON bleibt also spannend. In der gerade erschienenen Dezemberausgabe der Zeitschrift Sterne und Weltraum gibt Reichert praktische Hinweise zu seiner Beobachtung. Der Artikel "Komet ISON – Sichtbarkeit und Prognosen" ist auch im Internet kostenfrei erhältlich unter www.sterne-und-weltraum.de/artikel/1213890.

Weitere Informationen

Video: Grundlegende Informationen über Kometen und über die Sichtbarkeit von ISON präsentieren Klaus Jäger, wissenschaftlicher Referent des Max-Planck-Instituts für Astronomie, und Uwe Reichert, Chefredakteur von Sterne und Weltraum, in der 7. Folge der Videoreihe "AstroViews": www.sterne-und-weltraum.de/astroviews7 (16:37 Minuten)

Web-Sonderseite: Alle bisherigen in Sterne und Weltraum publizierten Artikel zu Komet ISON, Online-Meldungen sowie Fotos des Kometen sind auf einer Sonderseite zusammengestellt: www.sterne-und-weltraum.de/ison
Twitter: Aktuelle Entwicklungen zum Kometen ISON und zu anderen astronomischen Themen veröffentlicht Sterne und Weltraum auf dem Twitter-Kanal http://twitter.com/Sterne_Weltraum