Regensburg (obx) - Auch
wenn der Spatz und seine recht unscheinbare Stimme üblicherweise nicht
zu den bewunderten Singvögeln zählt - die Domspatzen aus Regensburg
werden in vielen Ländern dieser Erde geliebt und bewundert. Vor 1000
Jahren wurde der Chor gegründet, und ist einer der ältesten und
bekanntesten Knabenchöre der Welt. Trotz großer Geschichte sind die
Domspatzen voll auf der Höhe der Zeit: Sie tragen den Titel "Kulturelle
Botschafter" und sind UNICEF-Botschafter. In diesen Wochen vor
Weihnachten werden den Stimmbändern der Buben und jungen Männer
Höchstleistung abgefordert: Der Konzertkalender ist im Advent dicht
gedrängt. Höhepunkt der Weihnachtssaison 2013: ein Konzert im Münchner
Herkulessaal am 22. Dezember.
Das Geheimnis des Erfolgs dieser Chorgemeinschaft, die
insgesamt aus 400 Kindern und jungen Männern besteht, liegt in der
eisernen Disziplin, in der Liebe zur Musik und in ihrer Natürlichkeit.
Die Geschichte des Regensburger Chores beginnt schon im siebten
Jahrhundert. Als offizielles Gründungsjahr aber wird 975 genannt, als
Bischof Wolfgang eine Domschule eröffnen ließ. Wolfgang wollte damit die
Gestaltung der Liturgie sichern. Nur unterbrochen durch den 30-jährigen
Krieg, erfüllte der Chor diese Aufgabe über die Jahrhunderte hinweg.
Anfang
des 20. Jahrhunderts begann der Regensburger Domchor dann auf
Konzertreisen zu gehen. Die erste führte nach Prag. Damals wurde auch
der Name "Regensburger Domspatzen" geprägt. Heute sind die Domspatzen in
der ganzen Welt unterwegs. Seit 1994 leitet Roland Büchner - ein
Nichtgeistlicher - den Chor. Unter seiner Leitung unternahmen die
Domspatzen zahlreiche Auslandstourneen und festigten ihren Ruf als einer
der weltweit besten Knabenchöre.
Berühmt zu sein ist nicht das
erste, aber ein willkommenes Ziel des Knaben- und Jungmännerchores. Im
Gegensatz zu den Wiener Sängerknaben besteht er nicht ausschließlich aus
Knabenstimmen. Nur in ihrer Zusammenstellung aus Sopran-, Alt, Tenor-
und Bassstimmen können die Domspatzen eben auch so große und
anspruchsvolle Chorwerke wie Händels Messias, "Die Schöpfung" von Haydn
oder wie jüngst die "Matthäus-Passion" von Johann Sebastian Bach
gestalten. Natürlich steht die sakrale Musik bei ihnen immer im
Vordergrund.
Aufsehen erregten die Domspatzen weltweit mit
ihrem "Jahrtausend-Konzert" vor Papst Benedikt in Rom. Die CD des
Konzerts kletterte bis auf Platz 5 der Klassik-Charts: die bisher
höchste Platzierung einer A-Cappella-Choreinspielung überhaupt. Mit dem
emeritiierten Papst Benedikt in Rom haben die Domspatzen eine ganz
besondere Beziehung. Josephs Ratzingers älterer Bruder Georg war von
1964 bis 1994, also 30 Jahre lang, Leiter des Chores und hat mit ihm
zahllose Schallplatteneinspielungen und Auslandstourneen, etwa nach
Japan, auf die Philippinen und nach Kuwait unternommen.
Mit
neuen pädagogischen Konzepten hält die Leitung des Domgymnasiums die
schulische und musische Ausbildung auf der Höhe der Zeit.
Grundschule und Gymnasium sind mit Ganztagsbetreuung optimal kombiniert.
Mit einer Mega-Investition in Höhe von über 47 Millionen Euro will das
Bistum Regensburg jetzt das gesamte Schulzentrum bis 2015 in eine
hochmoderne Bildungseinrichtung verwandeln. So sollen im Internat
moderne Einzelzimmer für die Schüler der Oberstufe entstehen und ein
zukunftsfweisener Lernbereich für die Ganztagsbetreuung geschaffen
werden. Die Neugetaltung der musikalischen Bereiche, neue Chorsäle und
eine Schule der kurzen Wege sind geplant. "Lern die Domspatzen kennen
und bring dein Leben zum Klingen", wirbt der Chor heute um Nachwuchs.
Denn der Andrang der Bewerber zur Aufnahme im Domgymnasium ist heute
nicht mehr ganz so groß wie früher. Der Neubau soll auch hier für Eltern
und Kinder in Verbindung mit einem zukunftsweisenden pädagogischen
Konzept ein Zeichen setzen, dass das Domgymnasium in Regensburg Kindern
außergewöhnliche Bildungschancen eröffnet.