Montag, 13. Januar 2014

Ektronischer Bauernkalender" ersetzt "chemische Keule"

Regensburg (obx) - "Gibt's im Juni Donnerwetter, wird das Getreide umso fetter". Auch an der Schwelle zum 3. Jahrtausend lassen sich manche Landwirte bei der Feldbestellung noch von solchen überlieferte Bauernregeln mit ihrer allerdings oft verblüffenden Treffsicherheit leiten. Zumindest in Bayern haben die alten Kalender-Weisheiten aber trotzdem mittlerweile bei vielen Landwirten ausgedient. Mit Millionenaufwand überzog das bayerische Landwirtschaftsministerium in den letzten drei Jahren den Freistaat mit einem flächendeckenden Netz von mittlerweile 132 agrarmeteorologischen Messstationen. Sie helfen Landwirten vor allem den Verbrauch an Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln zu reduzieren.

Kaum ein Berufszweig ist abhängiger vom Wetter als die Landwirtschaft. Im Gegensatz zur viel diskutierten Klimaänderung, die langfristige Anpassungen erfordert, steht für den Praktiker bei der Planung der Feldarbeiten vor allem die Witterung der letzten Tage und die der folgenden Tage im Vordergrund.

Die frei verfügbaren Daten des agrarmeteorologischen Messnetzes der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ersetzen dazu heute so manche frühere Kalenderweisheit. Dieses Netz umfasst derzeit 132 festinstallierte Messstationen, die im Dauerbetrieb alle wichtigen Witterungsparameter, wie Luft- und Bodentemperaturen, Niederschlag, relative Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit oder Strahlung erfassen. Daraus resultieren die unterschiedlichsten, auch sehr speziellen Empfehlungen für Weinbau, Obstbau, Gemüsebau, Ackerbau und selbst die Bienenhaltung.

Rund um die Uhr registrieren die automatischen Horchposten auf den Feldern deshalb Veränderungen in ihrer Umgebung von der Temperatur im Boden, der Blattnässe bis hin zur Beleuchtungsstärke der Sonne. "Da Bayern naturräumlich sehr kleinstrukturiert ist, die Witterungsbedingungen damit auch kleinräumig stark differieren, war ein solch dichtes Messnetz nötig", heißt es in einer Stellungnahme der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Die unter www.wetter-by.de im Internet abrufbaren Wetterdaten und Prognosen werden stündlich aktualisiert. Selbst Mondphasen sind dort abrufbar.

Der besondere Wert von Bayerns "elektronischem Bauernkalender" basiert auf der
Erfahrung, wonach in klimatisch und geologisch vergleichbaren Naturräumen von denen es in Bayern 15 verschiedene gibt identische Wachstumsbedingungen für die Pflanzen und auch ihre Schädlinge herrschen. Da das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen sowie die Wirkung von Düngemitteln eng mit bestimmten Witterungsbedingungen verknüpft sind, können so den Landwirten, Gärtnern und Winzern wichtige Entscheidungshilfen zur Verfügung gestellt werden, die es ermöglichen, Dünge- und Pflanzenschutzmittel viel gezielter und meist auch sparsamer einzusetzen.

Weit über fünf Millionen Euro hat sich die bayerische Staatsregierung bisher das innovative Prognosesystem, Installation und laufende Kosten inklusive, kosten lassen. Im Ministerium schätzt man die laufenden Aufwendungen auf eine Million Euro pro Jahr. Investitionen, die sich lohnen: Tausende von Tonnen Chemikalien und Grundwasser belastendem Stickstoff ließen sich einsparen, wenn die rund 210.000 bayerischen Landwirte die Arbeitsempfehlungen aus dem Ministeriumscomputer befolgten, statt wie bisher vielfach noch prophylaktisch zur Giftspritze zu greifen.