Ostbayerns Burgen und Ruinen locken mit
eindrucksvollen Dimensionen und malerischen Ausblicken, vor allem aber
auch mit Geistern und Gespenstern, Hunderttausende von Touristen nach
Niederbayern und in die Oberpfalz.
Leuchtenberg (obx) - Der
Landgraf auf Burg Leuchtenberg in der Oberpfalz hatte einst seine eigene
Tochter in einer Nische des Burgwalles einmauern lassen, weil sie ein
Techtelmechtel mit einem Knappen hatte. Was aus ihr geworden ist, weiß
bis heute niemand. Nur, dass sie auch heute noch regelmäßig durch die
Burggemächer geistert. Das Gespenst von Leuchtenberg ist eine der vielen
gruseligen Attraktionen, die Ostbayern den Freunden von Geister- und
Mordgeschichten aus alten Zeiten in seinen so zahlreichen Burgen,
Schlössern und Ruinen zu bieten hat.
Vor allem die Oberpfalz wartet mit sage und schreibe 66
Burgruinen und 17 voll erhaltenen Burgen und Schlössern auf. In
Niederbayerns etwas weniger dicht gesäten Burgenlandschaft finden sich
zwei Orte, die das Publikum anziehen: Das Schloss Hexenagger südlich von
Riedenburg mit seinem romantischen Weihnachtsmarkt und die Burg
Hilgartsberg bei Vilshofen, die alljährlich die Burgweihnacht bietet.
Hexenagger verlockt übrigens zur adventlichen Einkehr ins Wirtshaus, das
bezeichnenderweise "Zum Rauschgoldengel" heißt.
Die Ruinen und
Schlösser im Burgenland Ostbayern sind zweifelsohne das ganze Jahr über
eine Reise wert. Die Burg Leuchtenberg zum Beispiel zwischen
Oberviechtach und Weiden als Sitz eines der wichtigsten
Adelsgeschlechter im Nordgau und als eine der am besten erhaltenen und
bedeutendsten Ruinen in der gesamten Oberpfalz. Sie thront nicht nur mit
wunderschöner Aussicht über den Höhen des Oberpfälzer Waldes - sie hat
auch eine Reihe von Geschichten zu erzählen.
Etwa die der
böhmischen Fürstentochter, die von ihrem väterlichen Hof floh, nachdem
sie zum Christentum bekehrt war und einen ebenfalls bekehrten Ritter
traf, der ihr die Burg Leuchtenberg erbaute - als Sinnbild für das Licht
des Christentums, das den beiden ihre spirituelle Finsternis erleuchtet
hatte. Oder die eines Landgrafen, der seine Bauern zwang, ihm einen
riesigen Teich auszuheben. Die harte Fron überlebten mehrere Bauern
nicht. Und zur Strafe soll der Landgraf noch heute manchmal nachts in
Gesellschaft des mit Eisenketten rasselnden Teufels rund um den Teich
galoppieren.
Aber nicht nur Geschichten, sondern auch
atemberaubende Ausblicke auf die schönsten Landschaften der Oberpfalz
und Niederbayerns bieten die Burgen. Sie halten Museen und Kirchen für
stille Besinnung bereit, für leibliche Gelüste dagegen Restaurants und
Schenken und für alle, die auf Gänsehaut-Feeling stehen, dunkle Verliese
und Folterkammern.
Die Burg Trausnitz bei Landshut führt ihre
Besucher auf Nachtwächter-Tour mit Hellebarde, Laterne und Horn. Kinder
erleben im Burgverlies die Folterkammer und das Ritterklo. Das soll
überhaupt nicht ablenken von der großen historischen und kulturellen
Bedeutung der Burg, die als eine der ältesten Wittelsbacher-Residenzen
auch einst Minnesänger wie Walther von der Vogelweide und Thannhäuser
beherbergte, und auf der Herzog Ludwig die erste bayerische
Staatskanzlei betrieb. Heute gibt die Burg einen beliebten Rahmen ab für
romantische Eheschließungen. Sicher auf Wunsch der Braut der Name
Trausnitz bedeutet nämlich auf Neuhochdeutsch ungefähr: "Wag sie nicht
zu schlagen!"
Wo fängt man an, wenn man Burgenfan ist? Bei der
Burg Falkenstein im vorderen Bayerischen Wald, zwischen Regensburg und
Cham? Das ist jedenfalls eine der am besten erhaltenen Burgen, inklusive
Hotel, Jagdmuseum und sommerlichem Theaterfestival. Oder bei der Ruine
Kürnberg bei Stamsried - einer der jüngsten Burgengründungen des späten
Mittelalters. Auch die Burgruine Runding östlich von Cham ist nicht
ohne.
Ebenso wenig wie die Ruine Stockenfels bei
Maxhütte-Haidhof: Sie war einst Sitz berüchtigter Raubritter. Angeblich
wurde der Ritter Kunz Schott im 16. Jahrhundert wegen Raubes und Mordes
in Ansbach einen Kopf kürzer gemacht. Offenbar reichte das Köpfen als
Buße aber nicht, denn immer noch geistert es auf der Ruine. Aber da
sollen auch die Seelen betrügerischer Bierbrauer und Kellnerinnen dem
Spuk mit im Spiel sein, weil sie ihre einstigen verwerflichen
Schankgewohnheiten noch heute durch nächtliches Steinewerfen, Seufzen
und Stöhnen abbüßen müssen.