Montag, 24. Februar 2014

Drei Fragen Marion von Wartenberg


Stuttgart - Bundesweit werden Erzieherinnen gesucht. Baden-Württemberg hat auf den Fachkräftemangel mit einem einzigartigen Modell reagiert, der Praxisintegrierten Erzieherausbildung (PIA). In dieser dualen dreijährigen Ausbildung erhalten angehende Erzieher erstmals auch eine Ausbildungsvergütung. Sie reicht von knapp 800 Euro im ersten bis knapp 900 Euro im letzten Ausbildungsjahr. Über die Ziele des Modells, die Qualität der Ausbildung sowie erste Erfahrungen haben wir mit der Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium, Marion von Wartenberg gesprochen.
 
Frau v. Wartenberg, Baden-Württemberg hat zum Schuljahr 2012/2013 den Schulversuch PIA eingeführt – warum dieser zusätzliche Ausbildungsgang?
 
Marion v. Wartenberg: Wir wollten das Erzieherberufsbild aufwerten und gleichzeitig dem Fachkräftebedarf begegnen. Der enorme Zuspruch bereits im zweiten Schuljahr zeigt uns, dass dies gelungen ist. Für die Bewerberinnen und Bewerber sind vor allem der hohe Anteil praktischer Ausbildung und die Ausbildungsvergütung wichtige Argumente. Eine 30jährige PIA-Auszubildende sagte jüngst zu mir: ‚Das war die Chance meines Lebens. Ich habe eine Erstausbildung im Bürobereich, wollte aber schon lange in den Erzieherberuf wechseln. Eine Fachschulausbildung konnte ich mir nicht leisten, ich habe zwei kleine Kinder und kann nicht auf ein gewisses Einkommen verzichten.
 
Woran messen Sie die Erfolge von PIA?
 
Marion v. Wartenberg: Wir haben einen enormen Zulauf, der permanent steigt. Erstmals ist es uns gelungen, die Zielgruppe Männer anzusprechen. Im zweiten Jahr von PIA sind bereits mehr als 15 Prozent der Auszubildenden Männer. Und wir haben eine andere Alterszusammensetzung. Sie reicht von den 20- bis zu den knapp 50jährigen. Dazu kommt eine große Heterogenität. Fast 50 Prozent der Auszubildenden bringen eine Hochschulzugangsberechtigung mit, viele Schüler haben bereits eine Erstausbildung oder sind Quereinsteiger aus anderen Studiengängen. Diese Mischung ist für Kitas eine große Bereicherung, da die angehenden Erzieherinnen und Erzieher die Vielfalt der Lebenswelten widerspiegeln und sich mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen einbringen.
 
Ein Übergangsmodell ist PIA demnach nicht? Immerhin fordern Experten eine Verbesserung der Erzieherinnenausbildung auf Fachhochschul- oder sogar Uni-Niveau, um dem Bildungsauftrag der Kita gerecht zu werden. Und Baden-Württemberg setzt mit PIA auf eine eher traditionelle, sogar noch verkürzte Ausbildung.
 
Marion v. Wartenberg:  PIA ist kein Übergangsmodell. Baden-Württemberg hat mehrere Wege beschritten und bietet neben der traditionellen Ausbildung auch den Studiengang Frühe Kindheitspädagogik im Hochschulbereich an. Denn nichts spricht gegen die Akademisierung. Aber was wir in Zukunft brauchen, sind multiprofessionelle Teams in den Bildungseinrichtungen. Das sind pädagogische Fachkräfte mit fachschulicher Ausbildung ebenso wie solche mit einem Hochschulabschluss und Erzieher mit einer dualen Ausbildung, die darüber hinaus noch einen anderen beruflichen Hintergrund mitbringen. Für mich ist diese Kombination die Antwort auf das, was wir im frühkindlichen Bereich in Zukunft leisten müssen.
 
Weiterführende Informationen: Kultusministerium Baden-Württemberg: Informationen zum Erzieherberuf
 
Weitere Pressemeldungen unter http:// www.didacta-stuttgart.de/themendienst
 
Dazu auf der didacta 2014 in Stuttgart

Kita-Seminare

Vom 25. bis zum 28. März 2014 finden auf der didacta wieder die Kita-Seminare statt. Jeder der vier Seminartage steht unter einem gesonderten Motto, das durch einen Vortrag eingeleitet und im Rahmen von Workshops im Laufe des Tages vertieft wird. Themenschwerpunkte der einzelnen Tage: ‚Was macht eine gute Kita aus?‘, ‚Das Kind im Mittelpunkt‘, ‚Bildungspartnerschaften‘ und ‚Diversität - der Vielfalt der Kinder gerecht werden‘.
 
25.03.2014
Bündnis frühkindliche Bildung: Frühe Bildung braucht einen gemeinsamen Nenner – Zeit für einen gemeinsamen Bildungsplan für deutsche Kitas?

Jedes Bundesland hat seine eigenen Anforderungen an gute Bildung und in 16 unterschiedlichen Plänen festgeschrieben. Wie kann es sein, dass es keine gemeinsamen bundesweiten Bildungsstandards gibt?

Mit Matthias Degen/Jan Hofer (WDR) diskutieren Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (Didacta Verband), Georg Hohl (Evangelischer Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg), Marion v. Wartenberg (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg) und Dr. Ilse Wehrmann (Wehrmann Education Consulting)., 13:45 - 14:30 Uhr / Forum didacta aktuell, Stand 4C48
 
28.03.2014
Praxisintegrierte Erzieherausbildung mit Ausbildungsvergütung (PIA)
Der Vortrag skizziert die praxisintegrierte, vergütete Erzieherinnen- und Erzieherausbildung und stellt dar, inwieweit sich PIA als Instrument der Personalgewinnung, der Personalbindung und Personalentwicklung eignet.

Referentin: Oberstudienrätin Anette Krause, Kultusministerium Baden-Württemberg, 11:15 - 11:45 Uhr, Marktplatz Beruf ist Zukunft,  Halle 6, Stand C22
 
Bündnis frühkindliche Bildung: Qualität – kein Abbau zu Lasten des Kita-Ausbaus
Zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr sind zahlreiche Kitas entstanden. Aber entsprechen sie auch den Qualitätsmaßstäben? Wo bleiben die geeigneten Rahmenbedingungen für eine verbesserte Bildungsqualität?

Mit Dr. Matthias Degen / Jan Hofer (WDR) diskutieren Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (Didacta Verband), Prof. Dr. Thomas Rauschenbach (Deutsches Jugendinstitut), Anette Stein (Bertelsmann Stiftung) und Marion von Wartenberg (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg).  12:30 - 13:15 Uhr, Forum didacta aktuell, Halle 4, Stand 4C48
 
Die Welt trifft sich im Klassenzimmer – Vielfalt in der praxisintegrierten Erzieherausbildung
Ein wichtiges Ziel des Schulversuchs der praxisintegrierten Erzieher(innen)ausbildung ist es, neue Zielgruppen für den Erzieher/in zu gewinnen. Die Vielfalt in der neuen praxisintegrierten Erzieher(innen)ausbildung, auch PIA genannt, wird von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften der Hedwig-Dohm-Schule Stuttgart vorgestellt. Referentin: Gabriele Riffel (Hedwig-Dohm-Schule, Stuttgart), 14:30 - 15:15 Uhr, Halle 4, Stand D29

Praxisintegrierte Erzieherausbildung mit Ausbildungsvergütung (PIA)

Der Vortrag skizziert die praxisintegrierte, vergütete Erzieherinnen- und Erzieherausbildung und stellt dar, inwieweit sich PIA als Instrument der Personalgewinnung, der Personalbindung und Personalentwicklung eignet.

Referentin: Oberstudienrätin Anette Krause, Kultusministerium Baden-Württemberg, 17:00 - 17:45 Uhr / Halle 4, Stand D30