Mittwoch, 26. März 2014

"Elektrische Revolution" im Bayerischen Wald: Mit dem E-Mobil auf das Grüne Dach Europas


Ein ganz neues Fahrgefühl für Einheimische und Urlauber in Ostbayern: 154 Elektroautos und 80 Stromzapfsäulen halten jetzt Gäste und Bewohner jederzeit mobil - auf Wunsch sogar mit Tempo 200. Auf der Nachhaltigkeitsmesse ÖKOVITA vom 24. bis 27. April in Straubing wird das Projekt "E-Wald" der Öffentlichkeit präsentiert.

Passau (obx) - Und es funktioniert doch: Marktforscher prognostizieren bei Elektroautos einen Marktanteil von allenfalls zwei Prozent bis zum Jahr 2020. Deutschlands größter Feldversuch für den Einsatz von Elektroautos derzeit im Bayerischen Wald aber beweist: Wenn die Infrastruktur stimmt, hat das Elektroauto eine echte Marktchance.

Wer in diesem Jahr am "Grünen Dach Europas" Urlaub macht, kann sein eigenes Auto getrost zu Hause lassen. In zahlreichen Orten und an Bahnhöfen in Niederbayern warten mittlerweile 154 Elektroautos auf die Urlauber. Vom günstigen Elektro-Smart bis zum 200 km schnellen Tesla-Elektrosportwagen. Mehr als 80 Ladestationen in der gesamten Region sorgen dafür, dass man auch bei längeren Ausflügen etwa durch den Nationalpark Bayerischer Wald, in die gesunden Heilbäder des Bayerischen Golf- und Thermenlands oder die Tourismus-Magnete Regensburg und Passau immer mobil bleibt.


Für nur 39 Euro am Tag können Urlauber in diesem Jahr an mehreren Bahnhöfen wie Bogen, Straubing, Plattling, Vilshofen und demnächst Passau bereits E-Auto mieten. Weitere Kosten für den Mieter fallen nicht an, natürlich keine Benzinkosten, aber auch das "Nach-Tanken" an mittlerweile über 80 Elektro-Zapfsäulen in der Region ist kostenfrei. Ganze 19 Euro kostet das Mieten eines kleinen E-Mobils am Tag, ohne Kilometerbegrenzung, Stromtanken, alle Versicherungen und ein Notfallservice inklusive. Wer allerdings den 200 Kilometer schnellen Supersportwagen Tesla mit seinen 350 Kilometern Reichweite testen will, muss 300 Euro hinlegen. Für Einheimische gibt es seit November ein Carsharing-Modell nach dem Prinzip: Einmal anmelden und dann bei Bedarf via Telefon oder Internet ein passendes Elektroauto bestellen. "Die Zahl der Nutzer wächst von Tag zu Tag", sagt Projekt-Geschäftsführer Otto Loserth. Vor allem gehe es auch darum, den Autofahrern die Hemmschwelle vor den E-Mobilen zu nehmen. Dazu soll auch die Präsentation des Projekts auf der ersten niederbayerischen Nachhaltigkeitsmesse "ökovita" vom 24. bis 27. April in Straubing beitragen.

Das "E-Wald-Projekt", der weitflächige Test von Elektroautos im Alltag, läuft mittlerweile seit 2011 und zunächst noch bis 2015. Insgesamt 26 Millionen Euro wurden und werden investiert. Es ist der größte Praxis-Feldversuch zum Test der Elektromobilität in Deutschland. Sechs Landkreise im Bayerischen Wald mit einer Gesamtfläche von 7000 Quadratkilometer sind daran beteiligt: Cham, Straubing-Bogen, Regen, Deggendorf, Freyung-Grafenau und Passau. "Das E-Wald Projekt kann Vorreiter sein für eine Reihe von weiteren Projekten sowohl in Deutschland als auch international", so der Projekt-Geschäftsführer Loserth.

Das Forschungsvorhaben E-Wald hat weltweiten Modellcharakter. In Ballungsgebieten wie New York, Tokyo, Paris und München haben Elektroautos längst ihre Alltagstauglichkeit bewiesen. Aber im Bayerischen Wald ist eben vieles anders. Die Landschaft ist rauer, die Topografie wesentlich herausfordernder und Kälte und Schnee sind ebenfalls regelmäßig zu Gast. Die Bewohner sind auf ein zuverlässiges Auto angewiesen, um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu kommen. Deshalb ist das E-Wald-Projekt hier der wirkliche Härtetest für die Eignung von Elektroautos im Alltag.

Probleme in der Praxis sind neben der noch immer sehr begrenzten Reichweite Probleme mit dem Stromtanken. Die Elektro-Zapfsäulen sind hoch-komplexe Anlagen, weil jeder Autohersteller andere Aufladesysteme benutzt und die Ladestation dies erkennen muss. Aufgrund des bisherigen Verlaufs des Projekts sind die Initiatoren sicher, dass

* Elektromobilität auch im ländlichen Raum funktioniert.

* öffentlicher Nahverkehr und ein E-Mobilnetz sich optimal ergänzen lassen

* intelligente neue Steuerungs-, Regelungs- und Kommunikationskonzepte es via
   GPS-Navigation ermöglichen, die hochkomplexe Versorgungsinfrastruktur mit den
   Fahrzeugen nahtlos zu vernetzen.

* durch Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen zur Versorgung der
   Fahrzeuge Autoverkehr ohne jeglichen CO2-Ausstoß möglich macht.