Der Kirchturm der
Stiftskirche St. Martin in Landshut gilt als der höchste Backsteinturm der
Welt. Auf vergleichbar labilem Grund gebaut wie der schiefe Turm von Pisa in
Italien steht das Landshuter Wahrzeichen auch 500 Jahre nach Fertigstellung wie
eine eins. Was haben die bayerischen Architekten besser gemacht?
Landshut (obx) - Die Baumeister der Landshuter
Stiftskirche beherrschten ihr Handwerk einfach offensichtlich besser als die
Architekten des spektakulären schiefen Turms von Pisa. Trotz einem ähnlich
schwierigen Untergrund haben die Landshuter Ingenieure die Fehler ihrer
Kollegen in Pisa vermieden und auf ein seit 500 Jahren und bis heute stabiles
Fundament geachtet. Ein Quadrat aus einen Meter hohen, dicht nebeneinander in
den Grund gerammten Tannenholzpfählen hält den gigantischen Kirchturm bis heute
in der Senkrechten. Die Holzpfähle verdichteten die lockere Erde in den
Zwischenräumen wie Beton und konnten im Grundwasser nicht faulen.
Die Landshuter Stiftskirche St. Martin gilt als eine der kühnsten Bauleistungen der Gotik und besticht trotz ihrer Größe durch einen Charakter von Schlankheit und Schwerelosigkeit. Ihr majestätisches Gewölbe scheint auf den rund 22 Meter hohen Säulen zu schweben. Diese "Skelettbau"-Technik wurde in der Spätgotik entwickelt.
Was jährlich Hunderttausende von Besuchern aus aller Welt ebenfalls fasziniert: der Hochaltar und die aus einem einzigen Stein gehauene, sechseckige Kanzel - beides Höhepunkte der gotischen Steinbildhauerei. Atemberaubend ist auch die um 1520 von Hans Leinberger geschaffene "Rosenkranzmadonna", eine der großartigsten Schöpfungen des herausragenden bayerischen Bildhauers.
Im Backsteinturm selbst befindet sich heute eine der bedeutendsten Schatzkammern Bayerns mit einzigartigen sakralen Kunstwerken und wertvollsten Gold- und Silberschmiedearbeiten. Sie kann von Mai bis November jeden ersten Sonntag im Monat besichtigt werden.