Donnerstag, 15. Januar 2015

Schmerzmittel sind keine Heilmittel

Frankfurt am Main (landesapothekerkammer-hessen) – Ob Kopfweh oder Schmerzen in den Gelenken: Heute können Verbraucher eine große Auswahl verschiedener Schmerzmittel ohne Rezept in Apotheken kaufen. Häufig auftretende Schmerzen sind
-       Kopfschmerzen: Sie haben verschiedene Ursachen, bei denen die Auswahl des Schmerzmittels eine Rolle spielt.
-       Gelenk- und Muskelschmerzen: Sie können entzündlich oder durch Verletzung beziehungsweise Überanstrengung bedingt sein.
-       Schmerzen und Fieber begleitend zu Erkältungskrankheiten.
Nicht für jeden Schmerz ist ein eigenes, ganz spezielles Schmerzmittel notwendig. Die meisten Präparate sind für viele Schmerzen einsetzbar. Dennoch gibt es Unterschiede, die man bei der Auswahl berücksichtigen sollte. Dabei sollte jedoch unbedingt beachtet werden, dass in den allermeisten Fällen Schmerz an sich kein eigenes Krankheitsbild, sondern ein Warnsignal des Körpers ist. Die Landesapothekerkammer Hessen rät daher, Schmerzmittel nur mit Bedacht einzunehmen und der Ursache in jedem Fall auf den Grund zu gehen.
Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) ist der Klassiker unter den Schmerzmitteln und vielseitig einsetzbar. Er wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und  entzündungshemmend. Selbst wenn es für einzelne Schmerzarten spezifisch wirkende Mittel gibt, ist ASS grundsätzlich immer für die Anfangsbehandlung geeignet. Der Wirkungseintritt erfolgt nach etwa 30 Minuten und hält vier bis sechs Stunden an. Allerdings bewirkt ASS auch eine Blutverdünnung. Bei blutenden Wunden z.B. nach Verletzungen, Operationen und einer Zahnextraktion ist es also nicht das Mittel der ersten Wahl.
Diclofenac kommt in verschiedenen Verbindungen vor und hat eine entzündungshemmende, schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung. Der Wirkungseintritt variiert zwischen einer halben und zwei Stunden, hält in der Regel sechs bis acht Stunden und damit länger als ASS. Diclofenac wird gerne zur Behandlung von Schmerzen verwendet, die im weitesten Sinne rheumatisch bedingt sind, so zum Beispiel bei Gelenk- und Muskelschmerzen.
Ibuprofen und Ibuprofenlysinat, im Wirkungsspektrum den beiden anderen ähnlich, werden sehr häufig zur Behandlung von Kopf-, Zahn-, Gelenk- und Muskelschmerzen verwendet, kommen aber auch bei Menstruationsbeschwerden zum Einsatz. Das Lysinat hat gegenüber dem Ibuprofen den Vorteil, dass die Wirkung bereits nach etwa 30 Minuten eintritt. Die Wirkdauer wird mit sechs bis acht Stunden angegeben.
Naproxen ist in seinem Wirkprofil am ehesten mit Diclofenac vergleichbar. Die Wirkung tritt, je nach gewählter Verbindung, nach ein bis zwei Stunden ein und hält bis zu zwölf Stunden an. Naproxen ist damit das am längsten wirkende der freiverkäuflichen Schmerzmittel.
Das Nebenwirkungsspektrum der genannten Mittel ist ähnlich. Eine Blutverdünnung tritt bei allen auf, bei ASS allerdings stärker. Bei allen Wirkstoffen ist nach längerer Einnahme mit Magenbeschwerden zu rechnen, je nach persönlicher Empfindlichkeit auch schon nach einer oder wenigen Tabletten. Alle schränken die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln ein, so dass bei häufiger Einnahme die Blutdruckmedikation angepasst werden muss – nicht in Eigenregie, sondern zusammen mit dem Arzt. Außerdem können alle vorhandene asthmatische Beschwerden verstärken. Bei allen Mitteln ist die auf dem Beipackzettel angegebene Dosierung einzuhalten. Sie ist praktisch immer so gewählt, dass eine Tablette drei bis vier Mal täglich eingenommen werden kann.
Paracetamol ist das etwas andere Schmerzmittel. Seine schmerzstillende Wirkung ist ähnlich dem der anderen, seine fiebersenkende Wirkung stärker ausgeprägt. Das Mittel wirkt nicht entzündungshemmend, zeichnet sich jedoch durch eine bessere Magenverträglichkeit aus. Die Wirkung tritt nach etwa einer halben Stunde ein und hält vier bis sechs Stunden an. Nachteil: die Leberschädlichkeit. Dabei schadet es nicht, wenn Menschen mit gesunder Leber gelegentlich Paracetamol-Tabletten einnehmen. Als Regel gilt: Die im Beipackzettel angegebene Tageshöchstmenge des jeweiligen Präparates darf nicht überschritten werden. Sie liegt meist bei sechs Tabletten zu 500 mg oder drei Portionen zu 1 g Paracetamol. Sind allerdings die Leberwerte nicht in Ordnung, wird gleichzeitig Alkohol konsumiert oder werden andere Medikamente eingenommen, die die Leber belasten, ist höchste Vorsicht geboten.
Bevor man zu einem Schmerzmittel greift, ist es unabdingbar, den Rat in der Apotheke einzuholen. Neben den genannten Nebenwirkungen kommen noch Unverträglichkeitsreaktionen mit anderen Arzneimitteln hinzu, die individuell in der Apotheke abgeklärt werden müssen. Außerdem ist zu beachten, dass die angegebenen Dosierungen für Erwachsene gelten. Die Tabletten dürfen für Kinder daher nicht einfach geteilt werden, denn Kinderdosen werden anders berechnet.
Eine Regel gilt immer: Schmerzmittel sind keine Heilmittel. Die Ursache des Schmerzes muss gesucht und nach Möglichkeit abgestellt werden. Ganz besonders, wenn ein Schmerz – auch Kopfschmerz - zum ersten Mal auftritt oder sich ein schon länger bestehender Schmerz plötzlich verstärkt.
Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 5.800 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder. Die Landesapothekerkammer stellt ebenso eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in ganz Hessen mit Medikamenten sicher.