Höhlenlöwe mit Beutetier - Zeichnung; Heinrich Harder (1858-1935)
München / Wiesbaden (internet-zeitung) - Der Höhlenlöwe
(Panthera leo spelaea), die Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea) und der
Höhlenbär (Ursus spelaeus) aus dem Eiszeitalter verdanken ihren
wissenschaftlichen Namen zwei deutschen Medizinern. Der Arzt und Paläontologe
Georg August Goldfuß (1782-1848), der in Erlangen und in Bonn arbeitete, hat
1810 erstmals den Höhlenlöwen und 1823 erstmals die Höhlenhyäne
wissenschaftlich beschrieben. Bereits 1794 hatte der Chirurg Johann Christian
Rosenmüller (1771-1820) aus Erlangen die erste Beschreibung des Höhlenbären
vorgenommen.
Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch
„Höhlenlöwen. Raubkatzen im Eiszeitalter“ (GRIN-Verlag, München) des
Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Die Funde, nach deren
Untersuchung der Höhlenlöwe, die Höhlenhyäne und der Höhlenbär benannt wurden,
stammen allesamt aus der Zoolithenhöhle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in
der Fränkischen Schweiz (Bayern). Dort sind Reste von mehr als 800 Höhlenbären,
aber auch von vielen Höhlenhyänen und Höhlenlöwen entdeckt worden. Die in
dieser Höhle geborgenen Zähne und Knochen von Höhlenlöwen stammen von rund 30
Tieren. Nirgendwo auf der Erde sind mehr Höhlenlöwen entdeckt worden als in der
Zoolithenhöhle!
Die Höhlenlöwen sind vor etwa 300.000 Jahren
aus den riesigen Mosbacher Löwen (Panthera leo fossilis) hervorgegangen, die
nach dem ehemaligen Dorf Mosbach bei Wiesbaden in Hessen bezeichnet sind. Der Mosbacher Löwe erreichte eine
Gesamtlänge von etwa 3,60 Metern und übertraf heutige Löwen damit um rund 50
Zentimeter. Höhlenlöwen brachten es auf maximal 3,20 Meter, womit sie größer
als jetzige Löwen in Afrika waren.
Genau
genommen, tragen die im Eiszeitalter
vor etwa 300.000 bis 11.700 Jahren lebenden Höhlenlöwen einen falschen Namen.
Diesen verdanken sie dem Umstand, dass ihre Knochenreste häufig in Höhlen
entdeckt wurden. In Wirklichkeit waren diese Löwen aber Tiere der Steppe, der
Busch- und Waldtundra und in Gebieten mit Höhlen genauso verbreitet wie in
Landschaften ohne Höhlen.
Anders als Höhlenbären und Höhlenhyänen haben
Höhlenlöwen vermutlich nur selten Höhlen als Versteck aufgesucht.
Wahrscheinlich kamen vor allem geschwächte, kranke oder alte Höhlenlöwen in
solche natürlichen Unterschlüpfe und suchten dort Schutz oder einen ruhigen
Platz zum Sterben. Womöglich dienten Höhlen auch als Unterschlupf für Löwinnen,
die dort ihren Nachwuchs zur Welt brachten und in der ersten Zeit aufzogen.
Sogar in hochgelegenen alpinen Höhlen von
Italien, Österreich und der Schweiz hat man Reste von Höhlenlöwen entdeckt. An
erster Stelle ist hier die in etwa 2800 Meter Höhe liegende Conturineshöhle in
Südtirol (Italien) zu nennen. Weitere Fundorte von Höhlenlöwen sind die
Salzofenhöhle bei Grundlsee im österreichischen Bundesland Steiermark (2000
Meter Höhe), die Ramesch-Knochenhöhle
in Oberösterreich (1960 Meter Höhe) und die Höhle Wildkirchli im Ebenalpstock des
Säntisgebirges im schweizerischen Kanton Appenzell (ca. 1500 Meter Höhe).
Teilweise sind Höhlenlöwen wohl durch
Höhlenhyänen, denen sie zum Opfer gefallen waren, in Höhlen verschleppt worden.
Die bis zu etwa 1,50 Meter langen und rund 0,90 Meter hohen
Höhlenhyänen ernährten sich nicht nur von
Aas, sondern waren wegen ihrer Körpergröße und Kraft auch fähig, im Rudel zu
jagen. Sie fraßen nicht alles vor Ort, sondern schleppten Fleisch- und Knochenteile zu einem
geschützten Fressplatz, der auch in einer Höhle liegen konnte. Dort bissen sie
in Ruhe die Knochen auf, um so an das begehrte energiereiche Knochenmark zu
gelangen.
Besonders häufig
entdeckte man Reste von Höhlenhyänen in so genannten Hyänenhorsten, die sich in
Höhlen befanden. Dort brachten sie offenbar über Generationen hinweg ihren
Nachwuchs zur Welt und schleppten ihre Beutetiere ein. Hyänenhorste kennt man
aus England, Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Ein solcher Hyänenhorst
war die erwähnte Zoolithenhöhle von
Burggaillenreuth gewesen.
Tiere aus dem Eiszeitalter haben es Ernst Probst
offenbar besonders angetan. Er veröffentlichte beim „GRIN Verlag“ zahlreiche
Taschenbücher über Säbelzahnkatzen, Dolchzahnkatzen, Mosbacher Löwen,
Höhlenlöwen, Leoparden, Jaguare, Geparde, Höhlenbären und Mammute.