Die vergleichende Planetologie erschließt zuvor unbekannte Eigenschaften der Planeten unseres Sonnensystems´
Aus: Sterne und Weltraum, Oktober 2010
Der Mars ist weit weg. Und doch lässt sich durch eine vergleichsweise kurze Reise viel über unseren äußeren Nachbarplaneten herausfinden. Denn mit seiner mittleren Temperatur von minus 55 Grad Celsius weist der Mars ein durchweg arktisches Klima auf – und somit manche Ähnlichkeit mit den Polarregionen der Erde. Aus diesem Grund unternahmen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den Jahren 2008/09 eine Expedition zur arktischen Insel Spitzbergen.
Die vergleichende Planetologie hat sich seit den ersten interplanetaren Missionen zu den Objekten des Sonnensystems durch Raumsonden bewährt. Sie zielt auf geologische, meteorologische und sonstige Analogien zwischen der Erde und den Planeten und ihren Monden. Die automatischen Späher erbringen jedoch nicht annähernd so viele Informationen über diese Objekte, wie über unsere gründlich erforschte Erde vorliegen. Deshalb können die Geowissenschaften dazu beitragen, von der Erde her bereits gut bekannte Eigenschaften anderer Körpern zu deuten oder gar im Detail zu erklären.
So fand man auf dem Mars seltsame kuppelförmige Erhebungen, die sich nicht auf Anhieb erklären ließen. Es sind Pingos, die sich auch auf Spitzbergen über Trögen mit einem Eiskern aufwölben und in Permafrostregionen entstehen. Der Fund zahlreicher Abflussrinnen, so genannter Gullies, auf dem Mars spricht für das Vorhandensein von flüssigem Wasser in Oberflächennähe. Der Fund von Wassereis bei Grabungen der Marssonde Phoenix unterstützt diesen aus der vergleichenden Planetologie gezogenen Schluss. Auf Spitzbergen fanden die DLR-Forscher auch Frostpolygone, typische Muster arktischer Regionen. Diese Merkmale entstehen durch das wiederkehrende Auftauen und erneute Gefrieren an der Oberfläche von Dauerfrostschichten, und auch hier fanden sich Analogien zur Marsoberfläche.
Der irdische Permafrost kann Leben in Gestalt von Mikroben beherbergen. Deshalb diskutieren die Wissenschaftler, ob und inwieweit sich die in Spitzbergen gewonnenen Resultate in Hinblick auf mögliches früheres oder gar gegenwärtiges einfaches Leben in den Dauerfrostschichten des Mars übertragen lassen, wie der Astronom und Fachautor Thilo Günter im aktuellen Oktober-Heft der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" beschreibt.
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