Dienstag, 14. September 2010

Tiere mit Persönlichkeit

Forscher finden individuelle Eigenheiten bei Hunden, Gorillas und Tintenfischen.

Aus: Gehirn&Geist, Oktober 2010

Hundehalter haben es immer gewusst: Ihr "Rocky" oder ihre "Penny" ist ganz anders als die anderen Vierbeiner. Neuerdings sind auch immer mehr Forscher davon überzeugt, dass Tiere so etwas wie einen individuellen Charakter besitzen – und zwar nicht nur Affen, Hunde oder Pferde, sondern auch Labormäuse oder Kraken! Das berichtet die aktuelle Ausgabe des Magazins Gehirn&Geist (10/2010).

Schon bei einfachen Spezies wie dem Octopus sind die Vorlieben und Verhaltensmuster einzelner Exemplare deutlich voneinander abgrenzbar, sagt etwa Sam Gosling von der University of Texas in Austin – obwohl sich die Weichtiere in der Entwicklungsgeschichte früh von der menschlichen Linie trennten. Sogar die winzigen Taufliegen zeigen in begrenztem Umfang ein individuelles Verhalten: Manche Tiere sind eher sesshaft, andere erkundungsfreudig und haben einen größeren Flugradius.

Von einer komplexen Persönlichkeit kann allerdings wohl erst bei unseren nächsten Verwandten die Rede sein – den Menschenaffen. "Primaten unterscheiden sich beispielsweise in ihrer emotionalen Ausgeglichenheit, ihrem Erkundungstrieb und ihrer Aggressivitä" erklärt Jana Uher, Psychologin an der Freien Universität Berlin, gegenüber Gehirn&Geist (10/2010).

Die 30-Jährige hat das Verhalten von Gorillas und Schimpansen beobachtet und ist von der Vielfalt der Charaktere fasziniert: "Es gibt Mütter, die sehr fürsorglich sind, und andere, die ihre Kinder eher vernachlässigen." Diese Unterschiede seien nicht zufällig, sondern blieben für jedes Individuum ein Leben lang stabil. Persönlichkeit entwickle sich im Laufe der Evolution quasi automatisch, sobald mehrere Vertreter einer Art um begrenzte Ressourcen konkurrieren, erklärt Uher. Denn dann reduziere es den Wettbewerbsdruck, wenn nicht alle Individuen dieselbe Strategie verfolgten.

Über Gehirn&Geist:
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