Ob Auto, Sofa oder Teekessel: Runde Formen wirken laut Psychologen attraktiver
Wann finden wir ein Produktdesign schön – und warum? Diese Frage beantwortet der Psychologe Helmut Leder von der Universität Wien in der März-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Gehirn&Geist (03/2011).
Ästhetische Vorlieben lassen sich ihm zufolge mit der visuellen Verarbeitung im Gehirn erklären: Prototypische Designs etwa sind für das Gehirn einfacher zu erkennen. Der Wiedererkennungseffekt aktiviert sogar unbewusst die fürs Lächeln wichtigen Gesichtsmuskeln, berichtete der Psychologe Piotr Winkielman von der University of California in San Diego 2010.
Die verbreitete Abneigung gegenüber scharfen Ecken und Kanten dagegen spiegelt sich in vermehrter Aktivität der Mandelkerne. Deren Neurone feuern bei solchen Konturen stärker als beim Anblick von runden Formen, fanden Neurowissenschaftler der Harvard Medical School in Boston 2007 heraus. Da diese Kerngebiete eine zentrale Rolle bei Angstreaktionen spielen, sehen die Studienautoren Moshe Bar und Maital Neta darin ein Überbleibsel einer alten Alarmreaktion auf spitze und eckige Gegenstände.
Doch der optische Eindruck eines Produkts steht wohl nur im Moment des Kaufs im Vordergrund. Über die langfristige Zufriedenheit mit dem Produkt entscheiden auch andere Sinnesmodalitäten, wie Forscher um Paul Hekkert von der Universität in Delft (Niederlande) 2010 zeigten. Über ein Jahr hinweg erstatteten ihre 243 Probanden regelmäßig darüber Bericht, wie gut ihnen ein frisch erworbenes Objekt gefiel. Ergebnis: Egal, ob es sich um Schuhe, Drucker oder eine Kaffeemaschine handelte – bereits eine Woche nach dem Kauf empfanden die Probanden Handhabung und Tastgefühl und nach einem Monat den Klang als mindestens ebenso wichtig wie das Aussehen.