Dienstag, 4. Dezember 2012

Micromelerpeton - ein räuberischer Saurier aus der Pfalz

21 Zentimeter langer Saurier Micromelerpeton credneri aus der frühen Permzeit von Rehborn am Glan bei eBayhttp://tinyurl.com/c6layay

*

Das Amphibium Micromelerpeton credneri war einer der Urlurche, die während der frühen Permzeit in den damaligen Seen von Südwestdeutschland lebten. Fossilien dieser Art kamen bisher nur im Saar-Nahe-Gebiet zum Vorschein. Bekannte Fundorte sind die Umgebung von Langenthal an der Nahe, Odernheim am Glan, Rehborn am Glan und Gundersweiler. Möglicherweise existierte die Art auch in Autun in Frankreich.

Der Urlurch Micromelerpeton credneri zählt zu den so genannten Branchiosauriern (Kiemensaurier). Der Name Branchiosaurier fußt darauf, dass diese Tiere zeitlebens seitlich am Kopf Kiemenbündel trugen, mit denen sie im Wasser atmen konnten.

Micromelerpeton credneri erreichte von der Kopf- bis zur Schwanzspitze eine Länge bis zu etwa 20 Zentimeter. Sein Schädel ist kurz und hat eine kurze Schnauze. Die Augenöffnungen liegen in der vorderen Schädelhälfte. Außer den Zähnen an den Rändern der Kiefer trug dieser Urlurch auch Zähne auf dem Gaumen.

Auf dem Schädeldach von Micromelerpeton credneri ist das rätselhafte so genannte „dritte Auge“ (Pinealforamen) im Bereich des Scheitelbeins sichtbar. Früher glaubte man irrtümlich, es habe einmal eine Zeit gegeben, in der bei der Mehrzahl der Wirbeltiere ein „dritter Blick nach oben“ üblich gewesen sei. Amphibien und Reptilien hätten mit dem Scheitelauge vermutlich aus ihren Schlammverstecken nach oben schauen und so die Situation beherrschen können. Heute vermuten die Wissenschaftler, dass es sich hauptsächlich um ein thermoregulatorisches Organ handelt, das durch die Aufnahme des Sonnenlichtes die Aktivität, unter anderem die Temperatur, regelt und damit auch für die Lebensdauer der Tiere von ganz entscheidender Bedeutung ist. Zudem beeinflusst es über die Schilddrüse die Fortpflanzung, indem es die Geschlechtsreife, die Fortpflanzungszeit und die Kopulationsfähigkeit steuert. Welche weiteren Funktionen das „dritte Auge“ noch ausübt, weiß man nicht.

Micromelerpeton credneri hat ein wenig verknöchertes Skelett. Sein schmaler Schultergürtel verweist darauf, dass seine Vorfahren ursprünglich Landtiere waren, die sich sekundär an das Leben im Wasser angepasst haben. Lediglich die Fortpflanzung (Ablaichen und Larvenentwicklung) erfolgte im Wasser. Früher hielt man Fossilien von Micromelerpeton credneri irrtümlich für Larven unbekannter Landtiere.

Im Wasser gehörten zur Nahrung von Micromelerpeton credneri vor allem Insektenlarven, Krebse und Plankton.

Die Branchiosaurier, zu denen man Micromelerpeton credneri rechnet, dürften die am häufigsten gefundenen Fossilien von Amphibien aus der Rotliegendzeit sein. Offenbar kam es bei kurzzeitigen Veränderungen der Lebensbedingungen in den Seen zu Massensterben bei Amphibien und Fischen.

Micromelerpeton credneri wurde 1926 von den englischen Wissenschaftlern Oliver M. B. Bulman (1902-1974) und Walter Frederick Whittard (1902-1966) anhand von Funden aus Odernheim am Glan wissenschaftlich beschrieben. Der Artname von Micromelerpeton credneri erinnert an den Leipziger Geologen und Paläontologen Professor Hermann Credner (1841-1913), der die Saurier aus dem Döhlener Becken bei Dresden beschrieb. Er war später Direktor des Sächsischen Geologischen Landesamtes.

An den Fossilienfundstellen im Nahe-Gebiet in Rheinland-Pfalz darf seit 1986 nicht mehr gegraben oder nach Fossilien gesucht werden. Deswegen gibt es von Branchiosauriern wie Micromelerpeton credneri keine Neufunde mehr. Gelegentlich kommen aber Altfunde aus Privatsammlungen, die vor 1986 geborgen wurden, in den Fossilienhandel.

Fossile Saurier bzw. Amphibien aus der Pfalz gibt es hier:
http://tinyurl.com/cr9wgfe