Dienstag, 8. Januar 2013

112 als einheitliche Notrufnummer für Bayern

Regensburg (obx) - Die Regulierungswut der EU-Bürokraten ist legendär. Jahrzehnte hat es allerdings gedauert, bis die Beamten in Brüssel eine wirklich sinnvolle Vereinheitlichung auf den Weg brachten: eine europaweit in allen EU-Ländern gültige Notrufnummer. Jetzt ist es soweit. Wo immer man auf dem Kontinent unterwegs ist: Mit der 112 erreicht man die nächste Notrufzentrale. Derzeit einzige Ausnahme: der Raum Amberg-Sulzbach und Schwandorf in der Oberpfalz.

Schlüssel des künftigen Rettungsnetzwerks im Freistaat sind 26 neue Rettungsleitstellen. Grundlage ist ein Gesetz, das der bayerische Landtag bereits vor mehr als 10 Jahren beschlossen hat. Ziel dieses Gesetzes war es unter anderem "die Qualität und Effizienz der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr für die hilfesuchende Bevölkerung" zu verbessern. Die erste dieser Einsatzzentralen wurde 2006 eröffnet. Sämtliche Leitstellen sind mittlerweile in Betrieb - mit Ausnahme der Leitstelle in Amberg. Sie soll im Herbst 2013 eingeweiht werden. Wer beispielsweise die Feuerwehr rufen will, braucht bis dahin in der mittleren Oberpfalz ein gutes Gedächtnis. Neben der 112 für medizinische Notfälle muss dort noch immer aus dem Handy-Netz die 09621/19222 gewählt werden. Betroffen ist nahezu die gesamte mittlere Oberpfalz: neben der Stadt Schwandorf, der Landkreis Amberg-Sulzbach und der Landkreis Schwandorf.

Die Leitstellen sind landesweit über ein exklusives Datennetz miteinander verbunden. Jede Leitstelle ist für drei bis vier Landkreise und Städte zuständig. Erstmals seit dem zweiten Weltkrieg wurde mit dem neuen System die Trennung zwischen Feuerwehr und Rettungsdienstalarmierung aufgebrochen.

Europaweit können über die einheitliche Notrufnummer 112 künftig rund um die Uhr Feuerwehr und Rettungsdienst angefordert werden - aus allen Telefonnetzen vorwahl- und gebührenfrei. In Bayern wird der Notruf unter dieser Nummer zur jeweils zuständigen der 26 integrierten Rettungsleistellen geleitet.

Größtes Problem, so das bayerische Innenministerium: Viele Millionen Euro wurden im Freistaat in das neue High-Tech-Rettungssystem investiert, aber noch immer weiß in Europa gerade mal ein Viertel der Menschen, dass es die zentrale Notrufnummer gibt.

"In Bayern ist die Bekanntheit der Notrufnummer 112 als nationale Notrufnummer zwar deutlich höher als in anderen Ländern", so das Ministerium. "Unser Ziel ist es aber, dass jede Bürgerin und jeder Bürger diese lebenswichtige Nummer kennt und weiß, dass die Notrufnummer 112 nicht nur in Bayern und Deutschland, sondern europaweit der schnellste Weg ist, Hilfe zu erhalten."

Klingt gut, doch ein gutes Zahlengedächtnis brauchen die Bürger im Freistaat trotzdem auch künftig. Die Vereinheitlichung hat auch ihre Grenzen. So ist die Polizei auch in Zukunft unter der Notrufnummer 110, die Bundespolizei unter 0800 6 888 000 und der Ärztliche Bereitschaftsdienst bayernweit unter 116 117 erreichbar - wenigstens sind auch diese Anrufe gebührenfrei.