Montag, 25. Februar 2013

Chinesen "kopieren" niederbayerische Hochschule

Auf der Suche nach den weltweit besten Hochschul-Konzepten hat das Reich der Mitte sein Auge auf Deggendorf gerichtet. Dort werden künftig hunderte chinesischer Professoren in moderner Lehre und Hochschulorganisation unterrichtet.

Deggendorf (obx) - China gilt als aufstrebende Weltmacht mit einem beispiellosen Wirtschaftswachstum. Und für eines sind die Chinesen ganz besonders berüchtigt: Das weltweite Kopieren der besten Produkte und Konzepte. In Niederbayern wird das Reich der Mitte künftig ganz legal "abgucken". Die chinesische Regierung hat die Hochschule für angewandte Wissenschaften in Deggendorf und ihre fünf "Technologie-Campi" zum Parade-Modell für die Entwicklung des Hochschulsystems im östlichen Riesenreich erklärt.

Praxisnahe Studenten-Seminare und eine enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft - was in Deutschland seit längerem im Trend liegt, wird auch in China zunehmend als Erfolgs-Modell erkannt. Die Hochschule Deggendorf ist ein bundesweiter Vorreiter bei der wirtschaftsnahen Hochschulorganisation. Jetzt hat der chinesische Staat die Modell-Universität als eines von nur zwei deutschen "Trainings-Zentren" für chinesische Hochschullehrer ausgewählt.

Was die Chinesen überzeugt: An mittlerweile fünf sogenannter "Technologie-Campi" bildet die Hochschule Deggendorf gemeinsam mit führenden Technologie-Unternehmen der Region die Spitzen-Ingenieure von morgen aus. Beeindruckende Ergebnisse dieser einzigartigen Kooperationen: Die Entwicklung des größten Laufroboters der Welt am Technologie-Campus in Cham oder die erst kürzlich eingeweihte größte Optik-Maschine der Erde für die Produktion von gigantischen Weltraum-Teleskop-Spiegeln am Technologiecampus in Teisnach.

Mit der neuen Kooperationsvereinbarung will sich China künftig ganz offiziell abschauen, wie in Deggendorf und ganz Ostbayern Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich zusammenarbeiten. Nachdem bereits zwei chinesische Hochschuldelegationen das Deggendorfer "Innovations-Training" getestet haben, sollen künftig jährlich rund 200 Hochschullehrer und akademische Führungskräfte aus dem Reich der Mitte in Niederbayern geschult werden.

Auf dem "Lehrplan": Seminare zu moderner Didaktik und Hochschulorganisation, Hospitationen in praxisnahen Studenten-Seminaren sowie Besuche auf den Technologie-Campi und bei erfolgreichen Unternehmen in der Region.

Auch die Hochschule Deggendorf will von ihrer neuen fernöstlichen Kooperation profitieren. "Wir versprechen uns enge Partnerschaften mit chinesischen Universitäten, auch für künftige Austauschprogramme mit Studenten und Dozenten", sagt Wolfgang Stern, Leiter des Weiterbildungszentrums der Hochschule Deggendorf, wo die chinesischen Hochschullehrer bei ihrer Schulung von rund 20 Mitarbeitern betreut werden. Chinesisch kann Stern allerdings noch nicht, bisher werden alle Kurse gedolmetscht. "Aber das obligatorische ninhao (Guten Tag) beherrscht auf dem Campus schon fast jeder", sagt Stern.