Donnerstag, 16. Mai 2013

Arznei-Bestseller aus Ostbayern: "Natürliche" Konkurrenz für die Pharma-Riesen

Ein Oberpfälzer Unternehmen boomt seit Jahren mit Medikamenten aus natürlichen Heilpflanzen - obwohl die gesetzlichen Krankenkassen für solche Präparate in der Regel nicht mehr zahlen. Die ostbayerischen Forscher sind sicher: Viele heilsame Wirkstoffe schlummern noch unentdeckt in der "Schatzkammer der Natur".

Neumarkt (obx) - Sauerampfer, Eisenhut und Co.: Ein Oberpfälzer Unternehmen versorgt weltweit Patienten mit "Medikamenten aus dem Kräutergarten" - mit stetig wachsendem Erfolg: Die Firma Bionorica aus Neumarkt boomt seit Jahren mit bekannten Erkältungsmedikamenten wie "Sinupret". Obwohl der Absatz pflanzlicher Arzneimittel in Deutschland im vergangenen Jahr leicht gesunken ist, wuchs Bionoricas Umsatz um mehr als 18 Prozent auf einen Rekord-Erlös von gut 200 Millionen Euro. Mit weltweit über 1000 Mitarbeitern forscht das Pharma-Unternehmen aktuell an rund 100 neuen Pflanzen als natürliche Heilbringer für die Apotheke der Zukunft.

Schon heute sind pflanzliche Medikamente aus Ostbayern bei vielen Beschwerden eine "sanfte" Konkurrenz für die "chemischen Keulen" der großen Pharma-Konzerne: Nicht nur bei Atemwegserkrankungen, auch bei Beschwerden in den Wechseljahren, der Stärkung des Immunsystems oder Blasenentzündungen sind Medikamente mit der "Heilkraft der Natur" inzwischen eine echte Alternative.

Das Potential für wirksame Präparate aus dem Kräutergarten ist riesig: Nur ein Bruchteil der Wirkstoffe aus den weltweit wachsenden tausenden Heilpflanzen ist bisher erforscht. Daher steckt das Neumarkter Unternehmen Bionorica jedes Jahr Millionen in die Erforschung und Entwicklung neuer pflanzlicher Medikamente. Aktuell untersuchen die Oberpfälzer rund 100 potentielle Heilpflanzen, um beispielsweise Wirkstoffe gegen Leber- und Magen-Darm-Erkrankungen zu finden.

Doch der Weg von der Pflanze zum fertigen Medikament ist lang: Allein eine Heilpflanze enthält bis zu 500 Wirkstoffe, die es zu untersuchen gilt. Bis Wissenschaftler dann standardisierte Anbaumethoden entwickelt, optimales Saatgut gezüchtet und neue Produktionstechnologien umgesetzt haben, vergehen oft Jahre. Die strengen Zulassungsverfahren für pflanzliche Arzneien kosten zusätzlich Zeit.

Aber der Aufwand lohnt sich: Das beweist vor allem Bionoricas erfolgreichstes Erkältungsmedikament "Sinupret" als das meistverkaufte pflanzliche Präparat Deutschlands. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der verkauften Packungen aus dem Sinupret-Sortiment um gut eine Million auf rund neun Millionen erhöht.

Nicht nur in Deutschland ist Bionorica heute Marktführer auf dem "Phytopharmaka-Markt". Besonders in vielen Ländern Osteuropas wächst der Absatz rasant. Probleme gibt es mit der Expansion beispielsweise in den USA oder Großbritannien: Denn dort gibt es keine Unterscheidung von pflanzlichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln.

Das Erfolgsgeheimnis der "natürlichen Heilbringer" aus der Oberpfalz liegt vor allem in ihrer geprüften Wirksamkeit. Um die pflanzlichen Medikamente in umfangreichen Studien zu testen, kooperiert Bionorica mit rund 500 Universitäten und Kliniken rund um den Globus. Zu kaufen gibt es die "natürlichen" Präparate aus Neumarkt ausschließlich in der Apotheke - auch wenn pflanzliche Arzneimittel seit 2004 in der Regel nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden.