Montag, 13. Mai 2013

Mitgefühl fördert Fleischverzicht

Heidelberg. Die gesundheitlichen Vorteile des Fleischverzichts sind vielfach dokumentiert. Vegetarier sind seltener übergewichtig und leiden nicht so oft unter Bluthochdruck, Diabetes sowie Gallen- oder Nierensteinen. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten treten bei ihnen seltener auf. Jetzt haben Wissenschaftler die psychologischen Aspekte des Vegetarismus erforscht, berichtet die neue Ausgabe von Gehirn und Geist (6/2013).

Aus: Gehirn und Geist, Juni 2013


Demnach zeigen Vegetarier eine vergleichsweise hohe Intelligenz –was womöglich dazu beiträgt, dass sie positiven Auswirkungen einer fleischlosen Ernährung auf die Gesundheit erkennen. Zudem empfinden Vegetarier besonders starkes Mitgefühl mit ihren tierischen Verwandten, wie Wissenschaftler um Massimo Filippi herausfanden. Die Forscher zeigten Vegetariern, die aus moralischen Gründen auf Fleisch verzichteten, sowie Fleischessern Bilder menschlichen und tierischen Leids und registrierten die Hirnaktivität ihrer Probanden. Ergebnis: Das "Empathienetzwerk" im Kopf von Vegetariern reagierte besonders stark auf die negativen Szenen.

Dieser Unterschied in der Verarbeitung von Emotionen liefert erste Hinweise darauf, warum manche Menschen zu Vegetariern werden und andere nicht. Möglicherweise ist dieser Unterschied teils sogar angeboren. Zusammen mit bestimmten Schlüsselerlebnissen könnte eine solche Prädisposition dazu führen, dass manche Menschen den Fleischkonsum aufgeben.

Die Mehrzahl der Vegetarier berichtet von einschneidenden Erlebnissen, die zur Ernährungsumstellung führten – etwa schockierende Fernsehaufnahmen der Zuständer in der Massentierhaltung. Wie der jeweilige Mensch darauf regaiert, ist wohl nicht zuletzt eine Frage seiner individuellen Empfänglichkeit für Mitgefühl und Empathie.