Mittwoch, 24. Juli 2013

Zeitbombe Fettsucht

Ärzte schlagen Alarm: Übergewicht entwickelt sich zu einer regelrechten Epidemie. Das hat Millionen von chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall zur Folge.

Regensburg (obx-medizindirekt) - Die Zahlen sind schockierend: Nur etwa sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen haben heute Normalgewicht, lautet das Ergebnis einer Studie, die unter mehr als 20.000 Kindern und Jugendlichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gemacht wurde. 18 Prozent waren übergewichtig, 47 Prozent davon sogar krankhaft übergewichtig. Sie leiden an Adipositas - Fettsucht. "Eine Zeitbombe", klagen Experten. Folgeerkrankungen dieser Übergewichtslawine sind Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an den überlasteten Gelenken und Verdauungsstörungen. Und diese Entwicklung betrifft schon lange auch die Erwachsenen.

Betrachtet man die Leitlinien zur Behandlung von Adipositas (Fettsucht), so wird in allen Therapieempfehlungen der Body-Mass-Index (BMI) herangezogen. Danach gelten die folgenden Werte und Grenzen, die allerdings auf Kinder oder ältere Menschen nicht ohne weiteres zu übertragen sind. Für Menschen ab 65 Jahren steigt der BMI nämlich mit zunehmendem Alter an.

Allgemein wird eine Behandlungsbedüftigkeit der Adipositas alleine ab einem BMI von über 30 und von Adipositas mit schon bestehenden Risikofaktoren ab einem BMI von 27 gesehen. In Frage kommen vor allem Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien, in manchen Fällen unterstützt durch chirurgische oder arzneimittelorientierte Behandlungen. Für die direkten Behandlungen der Adipositas werden jährlich hunderte Millionen Euro ausgegeben. Die Folgekosten durch die Entstehung anderer Krankheiten werden aber auf das 20- bis 30-fache der direkten Behandlungskosten geschätzt.

Der Wohlstand schlägt zurück

Zwei Faktoren sind nachweislich die Ursachen der Fettsucht-Epidemie: falsche Ernährungsweise und mangelnde Bewegung. Untersuchungen zeigen: Wir essen zu viel Fett, zu viel Zucker und zu viel Fleisch. Wir essen immer mehr, und zwar von allem. Und da wundern wir uns noch, dass wir immer dicker werden. Und kränker. Vor allem der Verzehr von Zucker in Süßigkeiten und Erfrischungsgetränken, von leicht verwertbaren Kohlenhydraten in Weißmehlprodukten wie Brötchen und Gebäck, von sichtbaren und versteckten tierischen Fetten und von tierischem Eiweiß verschlimmern das Problem. Solche Nahrungsmittel sind verhältnismäßig harmlos, solange nur geringe Mengen davon verzehrt werden.

Warum Übergewichtige immer Hunger haben

Werden viel Zucker und leicht verwertbare Kohlenhydrate aufgenommen, setzt die Bauchspeicheldrüse übermäßig große Mengen an Insulin frei. Das aber stoppt den Fettabbau im Körper und löst gleichzeitig Heißhunger aus. Wenn dann erneut etwas Süßes oder leicht verwertbare Kohlenhydrate gegessen werden, mündet das in einen Teufelskreis: Es entsteht wieder Hunger, das Übergewicht wächst unaufhaltsam, der Blutzuckerspiegel steigt. Allmählich entsteht eine Unempfindlichkeit der Körperzellen für Insulin, die Zuckerverwertung wird dadurch verschlechtert. In den Blutgefäßen bilden sich Ablagerungen, die zu Verengungen (Arteriosklerose) und als schlimmste Folge zur Thrombose bzw. zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Da Fett mit 9 Kalorien pro Gramm mehr als doppelt so viel Energie liefert wie Kohlenhydrate und Eiweiß, muss der Fettverzehr auf ein vernünftiges Maß verringert werden. Vor allem die gesunden Fette (mehrfach ungesättigte Fettsäuren), die in Pflanzenölen wie Rapsöl, Leinöl oder Walnussöl und in Seefischen wie Hering, Lachs, Makrele und Tunfisch, in Leinsamen, Nüssen und Sojaprodukten enthalten sind, sollten auf den Speiseplan gesetzt, dafür die eher krank machenden tierischen Fette von rotem Fleisch und Geflügel gemieden werden.

Hüten Sie sich vor allem vor den gesättigten versteckten Fetten, die sich in süßem Gebäck wie Blätterteig, Waffeln, Schokolade, in Fleischsalat, Leberwurst, Wiener Würstchen, Bratwurst, Kartoffelchips, Torten und Kuchen, in Käse wie Camembert, Mascarpone oder Emmentaler, in Pommes frites und Toast Hawaii, in Käsespätzle, Pizzas, Salami, Leberkäse und Frühlingsrollen verbergen.

Verändern Sie Ihre Ernährungsweise, denn schon Kleinigkeiten können eine erstaunliche Wirkung zeigen. Essen Sie richtig, bewegen Sie sich auch tüchtig - und Sie werden und bleiben gesund.
So können Sie Ihren BMI ausrechnen
Die Formel lautet: Gewicht in Kilogramm geteilt durch Größe in Meter zum Quadrat (kg/m²)

Beispiel für einen Mann mit 80 Kilogramm Körpergewicht und 1,80 Meter Körpergröße:

1,8 m x 1,8 m = 3,24 m²

80 kg : 3,24 m² = 24,7 kg/m² (BMI)

Damit gehört der Mann zur Gruppe der Normalgewichtigen.

Gewichtsklasse mittels Body Mass Index (BMI) in kg/m² bei Erwachsenen (nach WHO)

Kritisches Untergewicht: < 16

Untergewicht: 16 - 18,5

Normalgewicht: 18,5 - 24,9

Übergewicht: 25,0 - 29,9

Adipositas Grad I: 30,0 - 34,9

Adipositas Grad II: 35,0 - 39,9