Dienstag, 17. Dezember 2013

"Bauernfünfer" und "Hosentürl" für die Welt

Urbayrisch auf Englisch: Eine dreibändige Lexika-Reihe "Bavarian into English" ist der Besteller eines Regensburger Kleinverlags. / Fast 20.000 Exemplare wurden in den vergangenen zehn Jahren seit der Erstauflage verkauft - eines auch an das englische Königshaus.

Regensburg (obx) - Endlich weiß der Rest der Welt wie wir wirklich ticken. Und endlich können wir Bayern allen auch in Englisch so richtig die Meinung sagen. Die dreibändige Lexika-Serie "Bavarian into English" macht es möglich. Von "Abbusseln" (to shower with kisses), dem "offenen Hosentürl" (open shop door) bis hin zur "Zwiderwurzn" (Sourpuss): Die drei Bände öffnen der englischsprachigen Welt plötzlich einen Wortschatz, der über "Prost", "Gsuffa" und Hofbräuhaus" weit hinausgeht. Die Bücher sind das Werk des Sprachwissenschaftler Otto Hietsch. Im gelang es in jahrelanger Arbeit, Begriffe des urbayerischen Wortschatzes ins Englische zu transportieren und damit für "Zuagroaste" (newcomer) aus aller Welt verständlich zu machen.

"Himmiherrgottzaggramentzefixallelujamilextamarschscheißglumpfaregtz", so schimpft der Urbayer, wenn er sich über irgendwas besonders ärgert. Die Übersetzung dieses Wortwurms gehört zu den großen sprachlichen Glanzleistungen im bayerisch-englischen Wörterbuch von Professor Hietsch: "Goshalmightysakesalivegloryshovitshitpitpissandcorruption", heißt kaum weniger kompliziert die Schimpfkanonade in englischen Version.

Auf seiner mehrjährigen Forschungsreise durch die Abgründe urbayerischen Denkens und Redens hat der Autor keinen Lebensbereich ausgeklammert. "Fast 20.000 Bücher wurden in den vergangenen zehn Jahren seit der Erstauflage verkauft", freut sich der Wenzenbacher Verleger Andreas Dick. "Ein Buch ging sogar an das englische Königshaus." Mittlerweile ist die dritte Auflage von "Bavarian into English" auf dem Markt.

Dank "Bavaria into English" wissen englischsprachige Oktoberfestbesucher, was ein "Bierdimpfl" (beer tippler) meint, wenn er über seinen Bierbauch (potbelly) oder vom "Noagerl" (backwash) spricht. Mit dem Buch in der Tasche lernt der Mann von Welt, dass man Vokabeln wie "Dorfdepp" (village idiot) und "Bauernfünfer" (country yokel) zwischen Main und Alpen vermeiden sollte, weil sonst der "Watschnbaum" (ear-clout tree) umfallen könnte.

Der geneigte Leser erfährt in dem einmalige Werk aus Ostbayern aber auch, dass mit Hinweisen auf "Krautstampfer" (ungainly fat legs) ein bayerisches Dirndl (teenage girl) kaum schwach wird. Wohingegen mit einem richtigen "Schnaderhüpferl" (chatter city) die Chancen auf ein Gspusi (cuddlebug), zumindest aber auf ein "Busserl" (sweet little kiss), dagegen deutlich steigen.

Nach den Vorstellungen des Urhebers sollte "Bavaria into English" mehr als nur ein Wörterbuch werden. Hietsch verblüfft seine Leser deshalb in einem umfangreichen Anhang mit einer Gegenüberstellung nahezu inhaltsgleicher Redensarten in der bayerischen und englischen, vor allem aber der schottischen Umgangssprache. Und auch eine englische Übersetzung der Bayernhymne fehlt nicht in dem 232-seitigen Druckwerk: "May the Lord save you, Bavaria, German soil, o native Land…"