Regensburg (obx-medizindirekt) - Die
Ärzte im alten China machten genau wie griechische Ärzte keinen
Unterschied zwischen Nahrungsmitteln und Medikamenten. So sagte
Hippokrates: "Lass Nahrung Deine Medizin und Medizin Deine Nahrung
sein." In der chinesischen Medizin gelten für die Ernährung und für die
Kräuterheilkunde die selben grundlegenden Theorien und Anwendungsregeln:
Alle Nahrungsmittel und Pflanzen werden anhand ihrer wärmenden oder
kühlenden Wirkung auf den Körper, ihrer Geschmacksrichtung, ihrem
angenommenen Wirkort im menschlichen Organismus und ihrem Einfluss auf
Yin und Yang kategorisiert.
Basierend auf diesen Eigenschaften werden sie dann zu den
Beschwerden und Störungsmustern eines Patienten und seiner individuellen
Konstitution in Beziehung gesetzt.
Harmonie von Yin und Yang
Heilpflanzen
und Nahrungsmittel werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin
(TCM) eingesetzt, um Ungleichgewichte zwischen Yin und Yang im Körper zu
regulieren. Nach den Konzepten der TCM können solche Disharmonien
(Ungleichgewichte) aufgrund verschiedener Faktoren entstehen. Zu ihnen
gehören Kälte, Hitze, Trockenheit, Feuchtigkeit oder Ansteckung.
Zur
Behandlung werden Mixturen aus Heilpflanzen genutzt, die gegenteilig
zur Erkrankung wirken. So werden beispielsweise kühlende Kräuter gegen
Hitzekrankheiten eingesetzt und wärmende Kräuter und Gewürze gegen
Kältesyndrome.
Die Rezepturen werden oft aus vielen verschiedenen Pflanzen zusammengestellt. Es
werden
Kräuter verwendet, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen
bzw. ihre unerwünschten Nebenwirkungen auffangen. Selten enthält eine
Medizin nur ein
Kraut.
Heilkräftige Tees
Chinesische
Arzneimittel bestehen in der chinesischen Heilkunde oft nicht nur aus
pflanzlichen, sondern auch aus mineralischen oder tierischen Produkten.
Bei uns im Westen sind die im Rahmen der Traditionellen Chinesischen
Medizin eingesetzten Heilmittel aber vorwiegend pflanzlichen Ursprungs.
Es sind also in der Regel Pflanzenteile wie Wurzeln, Rinden, Blüten,
Blätter, Samen oder Früchte. Manche der chinesischen Heilpflanzen sind
bei uns etabliert.
Zu den bekanntesten dieser Heilmittel zählen
Ginsengwurzel und Ingwer. Traditionell werden diese Arzneimittel in Form
von Tees eingenommen. Heute gibt es sie aber auch in Form von
Extrakten, Granulaten, Pulvern, Pillen, Tropfen, Tinkturen und zur
äußeren Anwendung als Salbe oder Sitzbad. Die verordneten Kräuter werden
täglich eingenommen. Die Einnahme kann von einer Woche bis zu mehreren
Monaten, abhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung, erfolgen.
Die Arzneitherapie ist die wichtigste Säule im traditionellen System der chinesischen
Medizin. Wie überall in der Welt wurde auch in China die Arzneitherapie aus den Ressourcen der Natur entwickelt.
Wissen aus Erfahrung
Medizinische
Schriften, die den Einsatz und die Wirkung von Heilpflanzen
beschreiben, reichen bis in die Han-Zeit (206 v. Chr. - 220 n. Chr.)
zurück. Die Anwendung erfolgte über Jahrhunderte allein aufgrund von
Erfahrung und Beobachtung. Sehr viel später erst wurden die
Pflanzenheilmittel nach dem theoretischen Konzept der chinesischen
Medizin charakterisiert und darin eingeordnet. Nach diesem
Bewertungssystem werden sie in der Traditionellen Chinesischen Medizin
heute noch eingesetzt. Zunehmend gibt es aber auch Untersuchungen der
chemischen Eigenschaften und physiologischen Einflüsse, um die
traditionellen Erfahrungen durch pharmakologisch definierbare
Erklärungen zu stützen. So sollen die Medikamente auch in der westlichen
Welt Anerkennung finden und als Basis für die Entwicklung neuer
Arzneien dienen.