Neue Rohstoffe aus alten Hochspannungssicherungen - der Recycling-Erlös fließt in die Forschung und Bildung
Stamsried (obx) - Bei der
Modernisierung des deutschen Stromnetzes entstehen pro Jahr mehr als
250 Tonnen Abfall: Sicherungen, die im Allgemeinen im normalen E-Schrott
landen. Ein Verein in Ostbayern hat sich darauf spezialisiert,
Sicherungen zu sammeln und kostenlos zu verwerten. Die Erlöse aus dem
Verkauf der neu gewonnenen Rohstoffe gehen als Spenden an Universitäten
und berufsbildende Schulen, die auf dem Bereich der Sicherungstechnik
forschen und lehren.
Seit Gründung des NH/HH-Recyclingvereins wurden mittlerweile
rund 3300 Tonnen Sicherungen gesammelt. Durch das gewonnene und
wiederverwendete Material konnten mehr als 330.000 Tonnen Roherz
eingespart werden, ebenso mehr als 6.000 MWh Stunden Energie, die sonst
für die Verarbeitung des Roherzes hätten aufgewendet werden müssen.
Wiedergewonnen wurden auch rund 500 Tonnen Kupfer und weit über 7 Tonnen
Silber.
Die Erlöse aus dem Recycling wurden und werden
ausschließlich für die Forschungsförderung und Bildung verwendet. Der
gemeinnützige und nicht kommerzielle Verein wurde von den deutschen
Sicherungsherstellern gegründet.
Geburtsstunde der
Privatinitiative war der erste Entwurf zur Elektroschrottverordnung im
Jahr 1992. Diese sollte Firmen zur Rücknahme ihres Elektroschrotts
verpflichten, mit kostspieligen Auswirkungen: Die Verwertung des
Materials auf konventionellem Weg wäre mit bis zu 2000 Euro pro Tonne
sehr teuer geworden. Als einer der ersten initiierte damals die
Bayernwerk-Vorgängergesellschaft E.ON Bayern, auch heute noch einer der
größten Sammler und Unterstützer des Vereins, mit einem
Sicherungshersteller die Gründung des Recycling-Vereins.
Ziel war
es von Anfang an, durch neue Techniken der Wiederaufarbeitung und die
Rückgewinnung des in den Sicherungen mit bis zu 20 Prozent enthaltenen
Kupfers und Silbers das Recycling zu finanzieren.
In der Praxis
sammeln die im Verein zusammengeschlossenen Firmen ihre Altsicherungen.
Der Schrott wird zentral beim größten Kupferverwerter der Welt, der
AURUBIS, in einem Kupferkonverter eingeschmolzen. Sowohl Kupfer, als
auch Silber können mit der Methode recycelt werden, und aus den
Reststoffen wird wertvolles Eisensilikatgestein - eine 100% Verwertung
also. Aus einer Tonne Schmelzsicherungen machen die Spezialisten so rund
200 Kilogramm Kupfer und 2 Kilogramm Silber.
Der Verkauf des
Metalls bringt wiederum Geld, vor allem aber auch eine erhebliche
Umweltentlastung: 100 Tonnen Erz müssten für die Erzeugung dieser
Metallmengen z. B. in Sibirien, Südamerika oder Afrika gefördert, mit
hohem Energieaufwand verarbeitet und der Rohstoff dann nach Deutschland
transportiert werden. Hochgerechnet wurden dadurch seit Vereinsgründung
rund fünf Gigawattstunden Energie eingespart Das entspricht in etwa der
doppelten Strommenge, die eine mittelgroßen Stadt mit über 100.000
Einwohnern am Tag verbraucht.
Von den Sammelaktivitäten
profitiert ganz besonders die Forschung: Der Verein finanziert aus den
erwirtschafteten Überschüssen u.a. Forschungsprojekte von Universitäten
und Hochschulen, sonstige Bildungseinrichtung für Aktivitäten im Bereich
der Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Elektrotechnik - vor
allem auch um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dazu
dienen vor allem auch die vom Verein aktuell forcierten
"Lernzirkel-Projekte". Sie sollen u.a. das Umwelt- und
Recyclingbewusstsein von Azubis in Elektroberufen schärfen.
Mittlerweile
ist das Sammelnetz auch auf "Kleinlieferanten" wie etwa kleinere
Elektrobetriebe ausgedehnt worden. Nach Angaben des Vereins gibt es
mittlerweile deutschlandweit bereits 550 Sammelstellen. Details darüber,
was man abliefern kann, wie man abliefern kann und die entsprechenden
Formblätter sind im Internet unter www.nh-hh-recycling.de zu finden.
Auch Informationen über die Bildungsprojekte und wie man entsprechende
Förderungen beantragen kann, sind auf diesen Seiten zu finden.