Donnerstag, 9. Januar 2014

Elektroschrott-Recycling finanziert Forschung und Bildung

Neue Rohstoffe aus alten Hochspannungssicherungen - der Recycling-Erlös fließt in die Forschung und Bildung

Stamsried (obx) - Bei der Modernisierung des deutschen Stromnetzes entstehen pro Jahr mehr als 250 Tonnen Abfall: Sicherungen, die im Allgemeinen im normalen E-Schrott landen. Ein Verein in Ostbayern hat sich darauf spezialisiert, Sicherungen zu sammeln und kostenlos zu verwerten. Die Erlöse aus dem Verkauf der neu gewonnenen Rohstoffe gehen als Spenden an Universitäten und berufsbildende Schulen, die auf dem Bereich der Sicherungstechnik forschen und lehren.

Seit Gründung des NH/HH-Recyclingvereins wurden mittlerweile rund 3300 Tonnen Sicherungen gesammelt. Durch das gewonnene und wiederverwendete Material konnten mehr als 330.000 Tonnen Roherz  eingespart werden, ebenso mehr als 6.000 MWh Stunden Energie, die sonst für die Verarbeitung des Roherzes hätten aufgewendet werden müssen. Wiedergewonnen wurden auch rund 500 Tonnen Kupfer und weit über 7 Tonnen Silber.

Die Erlöse aus dem Recycling wurden und werden ausschließlich für die Forschungsförderung und Bildung verwendet. Der gemeinnützige und nicht kommerzielle Verein wurde von den deutschen Sicherungsherstellern gegründet.

Geburtsstunde der Privatinitiative war der erste Entwurf zur Elektroschrottverordnung im Jahr 1992. Diese sollte Firmen zur Rücknahme ihres Elektroschrotts verpflichten, mit kostspieligen Auswirkungen: Die Verwertung des Materials auf konventionellem Weg wäre mit bis zu 2000 Euro pro Tonne sehr teuer geworden. Als einer der ersten initiierte damals die Bayernwerk-Vorgängergesellschaft E.ON Bayern, auch heute noch einer der größten Sammler und Unterstützer des Vereins, mit einem Sicherungshersteller die Gründung des Recycling-Vereins.

Ziel war es von Anfang an, durch neue Techniken der Wiederaufarbeitung und die Rückgewinnung des in den Sicherungen mit bis zu 20 Prozent enthaltenen Kupfers und Silbers das Recycling zu finanzieren.

In der Praxis sammeln die im Verein zusammengeschlossenen Firmen ihre Altsicherungen. Der Schrott wird zentral beim größten Kupferverwerter der Welt, der AURUBIS, in einem Kupferkonverter eingeschmolzen. Sowohl Kupfer, als auch Silber können mit der Methode recycelt werden, und aus den Reststoffen wird wertvolles Eisensilikatgestein - eine 100% Verwertung also. Aus einer Tonne Schmelzsicherungen machen die Spezialisten so rund 200 Kilogramm Kupfer und 2 Kilogramm Silber.

Der Verkauf des Metalls bringt wiederum Geld, vor allem aber auch eine erhebliche Umweltentlastung: 100 Tonnen Erz müssten für die Erzeugung dieser Metallmengen z. B. in Sibirien, Südamerika oder Afrika gefördert, mit hohem Energieaufwand verarbeitet und der Rohstoff dann nach Deutschland transportiert werden. Hochgerechnet wurden dadurch seit Vereinsgründung rund fünf Gigawattstunden Energie eingespart Das entspricht in etwa der doppelten Strommenge, die eine mittelgroßen Stadt mit über 100.000 Einwohnern am Tag verbraucht.

Von den Sammelaktivitäten profitiert ganz besonders die Forschung: Der Verein finanziert aus den erwirtschafteten Überschüssen u.a. Forschungsprojekte von Universitäten und Hochschulen, sonstige Bildungseinrichtung für Aktivitäten im Bereich der Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Elektrotechnik - vor allem auch um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dazu dienen vor allem auch die vom Verein aktuell forcierten "Lernzirkel-Projekte". Sie sollen u.a. das Umwelt- und Recyclingbewusstsein von Azubis in Elektroberufen schärfen.

Mittlerweile ist das Sammelnetz auch auf "Kleinlieferanten" wie etwa kleinere Elektrobetriebe ausgedehnt worden. Nach Angaben des Vereins gibt es mittlerweile deutschlandweit bereits 550 Sammelstellen. Details darüber, was man abliefern kann, wie man abliefern kann und die entsprechenden Formblätter sind im Internet unter www.nh-hh-recycling.de zu finden. Auch Informationen über die Bildungsprojekte und wie man entsprechende Förderungen beantragen kann, sind auf diesen Seiten zu finden.