Mammutzeichnung von 1872
Göttingen (internet-zeitung) – Das
bekannteste Tier aus dem Eiszeitalter ist zweifellos das Wollhaar-Mammut (Mammuthus
primigenius). Dieses vor etwa 300.000 bis 4.000 Jahren vorkommende Rüsseltier
wurde 1799 von dem Göttinger Anatom, Zoologen und Anthropologen Johann
Friedrich Blumenbach (1752–1840) erstmals wissenschaftlich beschrieben. Dabei
hatten ihm fossile Funde aus Sibirien und Osterode am Harz vorgelegen, denen er
den Artnamen Elephas primigenius („Erstgeborener Elefant“) gab. Er ahnte
nicht, dass es sich in Wirklichkeit um einen späten Abkömmling der Rüsseltiere
handelte.
Blumenbach war ab 1776 außerordentlicher
Professor der Medizin in Göttingen sowie seit 1778 ordentlicher Professor und
Unter-Aufseher (später Ober-Aufseher) des „Königlich Academischen Museums“ in Göttingen. Günstig
für die Forschungen von Blumenbach über Elefanten wirkte sich aus, dass bei
seinem Amtsantritt in Göttingen bereits reichlich Sammlungsmaterial vorhanden
war. Weitere Mammutreste konnte er dank eigener Aufsammlungen und durch sein
großes wissenschaftliches Netzwerk zusammentragen.
Zur Göttinger Sammlung gehörten
Mammutknochen, die man dem „Riesen von Reiden“ aus der Schweiz von 1577
zuschrieb, sowie ein Mammut-Milchbackenzahn von Quedlinburg in Sachsen-Anhalt
von 1663, der zu den Resten zählte, aus denen das berühmte „Einhorn von
Quedlinburg“ rekonstruiert wurde. Außerdem befanden sich in dieser Sammlung ein Mammutzahn aus Thiede bei Salzgitter und Mammutreste
aus Sibirien.
Der Zahn von Thiede hatte zum
Naturalienkabinett des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716)
gehört und war 1777 durch eine Sammlungsübernahme aus der „Königlichen
Bibliothek“ in Hannover in die Göttinger Sammlung gelangt. Die Mammutreste aus
Sibirien waren ein Geschenk des russischen Barons Georg Thomas von Asch
(1729–1807). Darunter befand sich ein Backenzahn, den Blumenbach 1797
fälschlicherweise einem „Asiatischen Elefanten“ zuordnete.
.Außer dem Wollhaar-Mammut beschrieb
Blumenbach als Erster 1797 den heutigen „Afrikanischen Elefanten“ (Loxodonta
africana) und 1799 das ausgestorbene Wollnashorn (Coelodonta
antiquitatis). Anfang des 19. Jahrhunderts galt Blumenbach bereits als
einer der führenden Elefanten-Experten in Europa. Nachdem man 1799 im
Lena-Delta in Sibirien das „Adams-Mammut“ (auch „Lena-Mammut“ genannt) entdeckt
und 1806 geborgen hatte, schickte man Blumenbach eine der ersten
Rekonstruktionszeichnungen dieses Tieres sowie Proben von Haut und Haaren für
seine Sammlung. Weitere Reste fossiler Elefanten bekam er von zahlreichen
anderen Fundstellen, vor allem aus Deutschland.
Zusätzliches Material des Wollhaar-Mammuts
erhielt Blumenbach, nachdem man im Frühjahr 1808 zwischen Osterode und Dorste
am Harz zahlreiche Knochen eiszeitlicher Säugetiere entdeckt hatte. Darunter
waren auch Fossilien vom Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) und von
der Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea). Über die Funde zwischen
Osterode und Dorste am Harz informierte Blumenbach im November 1808 brieflich
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832).
Noch zu Lebzeiten von Blumenbach hat 1828 der
englische Biologe und Anatom Joshua Brookes (1761–1833) den heute für das
Wollhaar-Mammut gebräuchlichen Gattungsnamen Mammuthus eingeführt. Blumenbach
gilt als wesentlicher Begründer der Zoologie und der Anthropologie als
wissenschaftliche Disziplinen. 1835 trat er in den Ruhestand. Am 21. Januar
1840 starb er im Alter von 87 Jahren in Göttingen und wurde auf dem „Alten
Friedhof“ begraben.